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Bild­nis der Hei­li­gen Bar­ba­ra

Lin­ker Sei­ten­al­tar in der Pfarr­kir­che zu Bi­ber­wier/Tirol (Altar­ge­mäl­de des Mar­tin Alo­is Stad­ler von 1833).

Seit Jahr­hun­der­ten ist der Berg­bau im christ­li­chen Kul­tur­kreis reli­gi­ös geprägt. Daher began­nen die Berg­män­ner ihren Arbeits­tag oft­mals mit einem gemein­sa­men Mor­gen­ge­bet. Zahl­rei­che Kir­chen, Kapel­len und Altä­re in den Berg­bau­re­vie­ren sind den Schutz­pa­tro­nen des Berg­baus geweiht, und Berg­leu­te und Gewer­ken betei­lig­ten sich an der Errich­tung oder Finan­zie­rung sakra­ler Bau­ten. So stif­te­ten die Knap­pen der Sil­ber­lei­t­he 1840 für den Hoch­al­tar der Pfarr­kir­che St. Josef von Naza­reth in Biber­wier 600 Gul­den öster­rei­chi­scher Wäh­rung (heu­te ca. 10.000 Euro), finan­zier­ten den Pfar­rer und sechs Mes­sen im Jahr.

Vie­le Berg­wer­ke, Gru­ben und Stol­len tra­gen die Namen von Hei­li­gen, die meist gleich­zei­tig als Schutz­pa­tro­ne des Berg­baus und der Berg­leu­te gal­ten. Eini­ge die­ser Schutz­pa­tro­ne wer­den nur lokal ver­ehrt, ande­re, wie die Hei­li­ge Bar­ba­ra, haben über­re­gio­na­le Bedeu­tung. Bei­spiels­wei­se ist der Berg­bau­hei­li­ge Georg teil­wei­se sogar im isla­mi­schen Raum bekannt. Bar­ba­ra ist wohl die bedeu­tends­te Schutz­pa­tro­nin des Berg­baus über­haupt. Seit dem 14. Jahr­hun­dert gehört sie zu den belieb­tes­ten Hei­li­gen, seit dem 15. Jahr­hun­dert auch zu den vier­zehn Not­hel­fern.

Der Legen­de nach war Bar­ba­ra die Toch­ter des Bithy­niers Dio­s­ku­ri­os von Niko­me­dia (İzm­it), der sie in einen Turm sperr­te, um sie vor der Welt und dem Chris­ten­tum zu schüt­zen. Auf ihr instän­di­ges Gebet hin erschien ihr Johan­nes der Täu­fer und tauf­te sie. Vor dem Zorn ihres Vaters floh Bar­ba­ra in die Ber­ge, wo sich eine unüber­wind­ba­re Fels­wand vor ihr öff­ne­te und ihr Schutz bot. Nach­dem ein Hir­te sie ver­ra­ten hat­te, wur­de sie im Jahr 306 von ihrem Vater ent­haup­tet. Heu­te wird Bar­ba­ra meist mit ihren Attri­bu­ten Turm, Bibel, Tauf­scha­le oder Schwert dar­ge­stellt. In der Biber­wie­rer Rochus­ka­pel­le trägt sie Bibel und Tauf­scha­le, in der dor­ti­gen Pfarr­kir­che Turm, Kelch und Schwert.

Der Berg­manns­gruß „Glück Auf“ wird nach eini­gen Über­lie­fe­run­gen auf die Öff­nung des Fel­sens unter dem Schutz der Bar­ba­ra zurück­ge­führt. Die Berg­leu­te sol­len mit die­sem Gruß um die Öff­nung des Ber­ges und die Frei­ga­be der Erze bit­ten.

Lite­ra­tur zur Pfarr­kir­che: Wand­in­ger, Mar­cus (2002): Die Kir­chen zu Biber­wier (Tirol) und ihr Bezug zum Berg­bau. – Res mon­tana­rum, 29: 9–17, 10 Abb.; Leo­ben

Tafel Bar­ba­ra-Stol­len

Altes Berg­werk am Schacht­kopf (Bar­ba­ra-Stol­len, 1890)

Jana Göbel & Chris­ti­an Wol­kers­dor­fer Sep­tem­ber 2006