Wer waren die Gewerken?
Kurzfassung
Neben dem Lermooser Salzhandel, der Eisengewinnung in weiten Teilen Zwischentorens und der Ehrwalder Bleiverarbeitung stellte der Bergbau an der Siberleithe den wichtigsten Bergbau Zwischentorens dar. Gewerken hießen die Besitzer von Bergwerken und sie bilden die bergmännische Gewerkschaft, die mit unseren heutigen Gewerkschaften nichts als den Namen gemeinsam hatten. In Österreich wurde jedes Bergwerk in neun Anteile, später in 128 und ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert in 100 Teile geteilt. Diese Teile hießen Kuxe und jeder der Kuxinhaber war folglich ein Gewerke. Heute würden wir sinngemäß von Aktien und Aktionären sprechen. Bis 1880 gehörte die Gewerkschaft Silberleithen reichen und einflussreichen Tirolern, darunter Graf zu Lodron, Familie Tschurtschenthaler, Freiherr von Spiegelfeld und Josef Kapferer. Danach kauften sich bedeutende deutsche Industrielle und Privatiers ein, denen es gelang, das Bergwerk zu seiner vorerst letzen Blüte zu bringen. Namen wie Friedrich Hammacher, Paul von Kulmiz, Oswald Treutler oder das Bankhaus Simons & Co belegen die Bedeutung, die der Außerferner Bergbau einst besaß.
Seit 1940 gehört das Bergwerk dem Elektrizitätswerk Reutte, und ein Jahr später wurde die Gewerkschaft Silberleithen als Rechtsform aufgelöst.
Die Besitzer der Gewerkschaft Silberleithen
Die Gewerken zogen aus den Erträgen der Bergwerke ihre Gewinne, hatten im Gegenzug aber auch die finanziellen Lasten zu tragen. Diese Lasten hießen Zubußen und betrugen am Ende des regulären Bergwerksbetriebes an der Silberleithe mehrere tausen Gulden pro Gewerke.
Das Besitzrecht der Gewerken war auf Kux-Scheinen eingetragen und jeder Kux-Schein umfasste ab 1883 einen hundertstel Anteil des Bergwerkes. Bis 1882 war die Silberleithe in 128 Kuxe aufgeteilt und noch früher umfassten die dortigen Bergwerke neun Neuntel. Für die Gruben an der Silberleithe lassen sich die Gewerken ab dem 19. Jahrhundert lückenlos nachweisen, wohingegen zwischen dem 15. Jahrhundert und dem 19. Jahrhundert einige Namen fehlen.
Historisch gibt es an der Silberleithe zwei Phasen: Bis 1882 waren die Gewerken fast ausschließlich wohlhabende Tiroler Familien, die auch in anderen Bergbauregionen Tirols am Bergbau beteiligt waren. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zeichnet sich an der Silberleithe jedoch ein Wandel ab und die Gewerken wurden nunmehr Industrielle und Banken aus dem Rheinland und Ruhrgebiet sowie Schlesien. Federführend war dabei das jüdische Bankhaus Simons & Co aus Düsseldorf (heute Westfalenbank), das auch im Deutschen Bergbausektor eine wichtige Rolle gespielt hatte.
Der erste ausländische Gewerke an der Silberleithe war Dr. jur. Christian Bandmann aus Hamburg, der zwischen 1880 und 1883 bis zu 35 Kuxe inne hatte und auch in Dirstentritt Gewerke war.
Gewerken
1784
Adlige und Kirche
Gewerken
1861 bis 1882
Wohlhabende Tiroler Familien
Gewerken
1883 bis 1950
Industrielle und Banken