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Die Kir­chen zu Biber­wier (Tirol) und ihr Bezug zum Berg­bau

von Mar­cus Wand­in­ger, Mün­chen

1 Ein­füh­rung

Abb. 1: Schnei­se des ehe­ma­li­gen Brems­bergs Sil­ber­leit­hen bei Biber­wier; Blick tal­wärts. M. Wand­in­ger, 29. April 2002.

Öst­lich des uralten Ver­kehrs­wegs über den Fern­pass ruht der einst größ­te Berg­bau­be­trieb des Außer­fer­ner Gebiets: das Berg­werk an der Sil­ber­leit­hen wenig süd­öst­lich Biber­wier. Heu­te, acht Jahr­zehn­te nach der Still­le­gung die­ses 400 Jah­re alten Betrie­bes im Jah­re 1921, ist der Berg­bau den meis­ten Benüt­zern der Fern­pass­stra­ße unbe­kannt. Dem heu­ti­gen Wan­de­rer fal­len bes­ten­falls die Brems­berg­schnei­se (Abb. 1), gro­ße Hal­den (Abb. 2) und eini­ge Rui­nen ins Auge.

Wäh­rend in der Lite­ra­tur bei vie­len Kir­chen Tirols, sei es in Nord‑, Ost- oder Süd­ti­rol, die Bezie­hung zum Berg­bau erwähnt wird, wird das Gebiet des Ehr­wal­der Beckens, beson­ders Biber­wier, in die­ser Hin­sicht oft über­gan­gen. Doch gera­de die Kir­che von Biber­wier steht wie sel­ten eine Pfarr­kir­che in engem Bezug zum ört­li­chen Berg­bau. Vor­lie­gen­de Arbeit gibt einen Über­blick über die Geschich­te der Kir­chen der Pfar­rei Biber­wier und ihre Aus­stat­tung mit beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Ver­bin­dun­gen zur Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen und der Biber­wie­rer Knapp­schaft.

2 Rochus­ka­pel­le „auf der Gei­ßel“ zum Hl. Rochus und HI. Sebas­ti­an

2.1 Bau­ge­schich­te

Das Gebiet der Gemein­de Biber­wier war in alter Zeit kirch­lich zunächst der gro­ßen Pfar­re Imst zuge­hö­rig. Erst nach Errich­tung einer eige­nen Seel­sor­ge zu Ler­moos im Jah­re 1423 wur­de es die­ser als Filia­le ange­glie­dert. Doch eine eige­ne Kir­che oder Kapel­le besaß die­se Gemein­de noch lan­ge Zeit nicht.

Abb. 2: Blick von einer Hal­de in das Ehr­wal­der Becken. Links vor­ne Biber­wier, hin­ten Ler­moos. Ehr­wald liegt rechts außer­halb des Bil­des. M. Wand­in­ger, 29. April 2000.

Der Berg­bau an der Sil­ber­leit­hen war bereits rund 100 Jah­re in Betrieb (seit 1511), als das ers­te Got­tes­haus der Gemein­de Biber­wier errich­tet wur­de. Die­se „Pest­ka­pel­le“ wur­de nach der Pest­epi­de­mie 1611 „auf der Gei­ßel“, einem Hügel zwi­schen Biber­wier und dem Berg­bau an der Sil­ber­leit­hen, im spät­go­ti­schen Stil erbaut. An die Nord­sei­te der Kir­che schmiegt sich ein klei­ner, mit einem Mäu­er­chen umge­be­ner Pest­fried­hof an. Aus Angst vor dem „Schwar­zen Tod“ hat­te man die­se Fried­hö­fe außer­halb der Wohn­or­te ange­legt.

Schon am 4. Jän­ner 1622 stif­ten der Ehren­ber­gi­sche Rich­ter Jos. Tasch und sei­ne Ehe­frau Rosi­na eine Jah­res­mes­se für die­se Kapel­le. Doch erst am 15. August 1625 wur­de die Kapel­le vom Brix­ner Weih­bi­schof Anton von Cro­si­ni mit einem Altar zu Ehren Mariä Him­mel­fahrt und der Hei­li­gen Rochus und Sebas­ti­an geweiht. Am sel­ben Tag wur­de eine Urkun­de unter­zeich­net zur Stif­tung von zwei Hl. Mes­sen am St. Mar­ga­re­ten­tag und am Fest Kreuz­erhö­hung sowie zwei wei­te­rer Jah­res­mes­sen. Die Gemein­de hat­te dafür dem Geist­li­chen von Ler­moos, der die­se Mes­sen fei­ert, jähr­lich um Mar­ti­ni (also um den 11. Novem­ber) 2 fl. 40 kr. zu zah­len (1).

Um 1691 wur­de die Kapel­le umge­baut: Links und rechts des Alta­res wur­den Fens­ter aus­ge­bro­chen, der Chor­bo­gen wur­de neu errich­tet und ein bedeu­tend grö­ße­res Kir­chen­schiff erbaut. In die­ser Zeit dürf­te auch die Sakris­tei erbaut wor­den sein. Durch den Umbau um 1691 wur­de ein an der West­sei­te der Kir­che in gebr. Sie­na gemal­tes Chris­to­pho­rus­bild ver­deckt, das heu­te im Dach­teil der Sakris­tei noch zum Teil zu sehen ist.

Abb. 3: Blick von Biber­wier über die Rochus­ka­pel­le auf die Mie­min­ger Ber­ge: links Ehr­walder Sonn­spit­ze, rechts Wam­pe­ter Schr­ofen, ganz rechts der bewal­de­te Sehacht­kopf mit den Gru­ben der Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen. M. Wand­in­ger, 30. April 2002.

Unter der Regie­rung Josefs II. wur­de 1784 die Kir­che gesperrt und an Jakob Alo­is Stre­le samt Grund­stü­cken ver­kauft. Das Ver­mö­gen wur­de dem Reli­gi­ons­fonds und der Kir­che zu Ler­moos (für Jahr­tags­mes­sen) ein­ver­leibt. Aber schon 1790 bewil­lig­te das Guber­ni­um auf Bit­ten der Gemein­de und des Besit­zers die Wie­der­eröff­nung. Nach­dem der Besit­zer Alo­is Stre­le Bank­rott gemacht hat­te, kauf­te der Anwalt Jäger aus Ler­moos die bei der Kapel­le lie­gen­den Grün­de in der Annah­me, dass auch die Kapel­le zum Eigen­tum gehö­re. Nach meh­re­ren Jah­ren über­ließ er die Rochus­ka­pel­le (Abb. 3 und 4) jedoch wie­der der Gemein­de Biber­wier, in deren unbe­strit­te­nem Eigen­tum sie bis heu­te ist.

2.2 Aus­stat­tung

Schon von wei­tem fällt heu­te an der Ost­sei­te der Außen­fas­sa­de ein über­le­bens­gro­ßes Gemäl­de des HI. Chris­to­pho­rus auf: es wur­de 1928 von Hans Valen­tin gemalt, der damit an die ursprüng­li­che Chris­to­pho­rus­dar­stel­lung an der West­sei­te an knüpf­te, die beim Umbau 1691 gro­ßen­teils ver­schwand. Die­se über­le­bens­gro­ßen Dar­stel­lun­gen des Hl. Chris­to­pho­rus an Außen­wän­den goti­scher Kir­chen und an ande­ren beleb­ten Punk­ten gehen auf eine alte Tra­di­ti­on zurück: Der Hl. Chris­to­pho­rus ist Patron gegen jähen und unvor­be­rei­te­ten Tod; die Betrach­tung sei­nes Bil­des am Mor­gen gilt als Schutz­mit­tel für die Bewah­rung der Lebens­kraft bis zum Abend.

Eben­falls in die Epo­che der alten Kapel­le (vor dem Umbau 1691) datie­ren die noch erhal­te­nen Res­te des Rochus- und Sebas­ti­an­bil­des mit renais­sance­ar­ti­gen, früh­ba­ro­cken Orna­ment­um­rah­mun­gen und Schrift­ta­feln, sowie der „Höl­len­ra­chen“ des Jüngs­ten Gerich­tes.

Abb. 4: Rochus­ka­pel­le bei Biber­wier: Außen­an­sicht. M. Wand­in­ger, 1. Mai 2002.

Die drei Künst­ler Hanns Pötsch (Lan­deck) sowie Micha­el Bil­ler und Chris­ti­an Petz (bei­de Vils) fer­tig­ten 1618 den Hoch­al­tar an. Er besitzt im Mit­tel­schrein drei Sta­tu­en: Maria mit dem Jesus­kind, Rochus und Sebas­ti­an; in der Pre­del­len­zo­ne zwei ste­hen­de Engel, im Aus­zug links Hl. Georg, rechts Hl. Flo­ri­an und im mitt­le­ren Rund­ge­mäl­de den Evan­ge­lis­ten Johan­nes und die Hl. Bar­ba­ra. Im Hin­ter­grund eine Dar­stel­lung der Berg­werks­häu­ser von Biber­wier. Es han­delt sich dabei wohl um die ers­te Schmelz­hüt­te in Biber­wier, die 1645 erst­mals erwähnt wird und im wesent­li­chen aus zwei Schacht­öfen und zwei Röst­öfen bestand. Ein eige­ner Ofen zum Bren­nen des Fein­sil­bers kam erst 1719 dazu. Die­se Hüt­ten­ge­bäu­de sind nach der Mit­te des 18. Jh. durch einen Brand zer­stört wor­den.

Der lin­ke Sei­ten­al­tar zeigt die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Wall­fahrt von Maria Wald­rast (ober­halb Matrei am Bren­ner) und dürf­te erst nach der Auf­he­bung unter Josef II. in die Kapel­le gekom­men sein. Auch das Klos­ter Maria Wald­rast fiel damals der Säku­la­ri­sa­ti­on zum Opfer.

Über der Kan­zel hängt ein Gemäl­de mit einer Dar­stel­lung des Kin­der­mords von Beth­le­hem.

Im Turm befin­den sich zwei Glo­cken, bei­de gegos­sen von Hain­rich Rein­hard zu Inns­bruck: die grö­ße­re mit der Inschrift „Hain­rich Rein­hard zu Inns­bruck gus mich in MDC:XXI“ (gegos­sen 1621) und eine zwei­te, klei­ne­re Glo­cke (gegos­sen 1618).

Eini­ge Votiv­ta­feln zeu­gen davon, dass die­ses Got­tes­haus zugleich auch Wall­fahrts­ort war und auch heu­te noch ist. Wir dür­fen anneh­men, dass auch die Berg­knap­pen auf ihrem Weg von Biber­wier hin­auf zu den Gru­ben an der Sil­ber­leit­hen hier eine kur­ze Rast ein­leg­ten und vor der Ein­fahrt in die Gru­ben ihr Gebet ver­rich­tet haben.

3 Pfarr­kir­che St. Josef

3.1 Die ers­te Kapel­le in Biber­wier anno 1686: Kapel­le zur HI. Fami­lie Jesus, Maria und Josef

Im Jah­re 1686, gut 60 Jah­re nach Ein­wei­hung der Rochus­ka­pel­le, erhielt der Gast­wirt Johann Plat­ner die Erlaub­nis, im Dorf selbst auf eige­ne Kos­ten und auf eige­nem Grund und Boden eine Kapel­le zu erbau­en. Fürst­bi­schof Johann Franz Graf von Khuen von Bri­xen weih­te die­se Kapel­le am 20. Okto­ber 1688 (2) zu Ehren der Hei­li­gen Fami­lie Jesus, Maria und Josef. Dabei wur­de der Altar mit Reli­qui­en u.a. der Mär­ty­rer Hadri­an (der seit dem 14. Jh. auch als Pest­hei­li­ger galt) und Boni­fa­ti­us ver­se­hen.

Nun hat­te Biber­wier also eine eige­ne Kir­che, da ist der Wunsch nach einem eige­nen Kaplan für die­se Kir­che gut ver­ständ­lich. Zu jener Zeit war das Wort Pries­ter­man­gel noch ein Fremd­wort, und es fan­den sich bald Pries­ter, die in Biber­wier ihren Wohn­sitz nah­men und sich mit dem beschei­de­nen Ein­kom­men aus den täg­li­chen Mess­sti­pen­di­en begnüg­ten. Schon Anfang der 90er Jah­re des 17. Jh. wird der Kaplan Jakob Grei­ter genannt, spä­ter (um 1705) Anton Zeil­ler, der auch noch im Jah­re 1717 genannt wird. Es fol­gen Sebas­ti­an Rei­ßer (1735), Mar­tin Stu­ben­pöck (1740), Anton Marth (1742), Karl Anhell (1745) (3). Sie besa­ßen in der Regel auch die Lizenz zum Beich­te-Hören, was aller­dings manch­mal den Wider­spruch der Kura­ten zu Ler­moos her­vor­rief. Über­haupt stand ihre Exis­tenz in Biber­wier auf sehr unsi­che­rem Boden: Ihr ein­zi­ges Ein­kom­men stamm­te von den frei­wil­li­gen Gaben der Gemein­de und der Mess­sti­pen­di­en. Nicht ein­mal eine eige­ne fes­te Woh­nung hat­ten sie.

Inzwi­schen waren der Berg­bau an der Sil­ber­leit­hen eben­so wie der Ort Biber­wier gewach­sen. Die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen bei Biber­wier besaß ein gewis­ses Ver­mö­gen und stif­te­te schließ­lich 1742 jähr­lich 26 fl. zur Auf­bes­se­rung des Kaplan-Ein­kom­mens. Im glei­chen Jahr ver­pflich­te­te sich die Gemein­de zur jähr­li­chen Zah­lung von 67 fl. 36 kr. an den Kaplan, neben einer frei­en Woh­nung und Brenn­holz. Als Gegen­leis­tung war der Kaplan ver­pflich­tet, an allen Sonn­ta­gen für die Gemein­de und an allen Sams­ta­gen für die Gewer­ken zu appli­zie­ren, d.h. die Hl. Mes­se im Geden­ken an den jeweils genann­ten Per­so­nen­kreis dar­zu­brin­gen. Trotz die­ser Zuwen­dun­gen darf die Kapla­nei zu Biber­wier finan­zi­ell immer noch als eher dürf­tig ein­ge­stuft wer­den. Eine erheb­li­che Ver­bes­se­rung erfolg­te ab 1770 durch den wegen sei­ner Wohl­tä­tig­keit bekann­ten Kauf­mann Jacob Mang Amann zu Reut­te, der auch Berg- und Schmelz­herr zu Biber­wier war. Er stif­te­te der Gemein­de Biber­wier zur bes­se­ren Unter­hal­tung ihres Kaplans ins­ge­samt rund 3193 fl., näm­lich zunächst am 5. Juni 1770 eine Sum­me von 721 fl. 34 kr. und spä­ter am 1. Mai 1775 eine Sum­me von 431 fl. 53 kr. Als Gegen­leis­tung war die Gemein­de ver­pflich­tet, jähr­lich ins­ge­samt neun Hl. Mes­sen in der Biber­wie­rer Kir­che nach der Inten­ti­on des Stif­ters lesen zu las­sen. Dar­über hin­aus ver­mach­te er in sei­nem Tes­ta­ment wei­te­re 2040 fl. zu besag­tem Zweck an die Gemein­de (4).

3.2 Neu­bau einer grö­ße­ren Kir­che 1827: Kir­che zum HI. Josef
Abb. 5: Pfarr­kir­che St. Josef, Biber­wier: Außen­an­sicht (West­fas­sa­de) vor den Mie­min­ger Ber­gen: links Ehr­wal­der Sonn­spit­ze, rechts Wam­pe­ter Schr­ofen, rechts davor der bewal­dete Schacht­kopf mit den Gru­ben der Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen. M. Wandin­ger, 30. April 2002.

Nach über 100 Jah­ren war die Kapel­le zu klein und zudem bau­fäl­lig gewor­den. 1804 hat Josef Ster­zin­ger, Wirt zum Gol­de­nen Löwen zu Biber­wier, alle sei­ne Eigen­tums­an­sprü­che an der ihm gehö­ren­den Fami­li­en­ka­pel­le zur Hl. Fami­lie Jesus, Maria und Josef an die Gemein­de abge­tre­ten und zugleich unent­gelt­lich mit dem erfor­der­li­chen Grund (auf dem soge­nann­ten Ham­mer­feld) für eine Erwei­te­rung oder einen Neu­bau einer Kir­che ver­se­hen (5). Die Gemein­de Biber­wier ent­schloss sich zum Bau einer neu­en, grö­ße­ren Pfarr­kir­che. Die Kapel­le wur­de abge­ris­sen, und an der­sel­ben Stel­le begann man am 15. Juli 1827 mit dem Neu­bau der heu­ti­gen Kir­che. Mit größ­tem Eifer betei­lig­te sich das gan­ze Dorf an der Beschaf­fung der Stei­ne; nur Klein­kin­der und 80jährige Män­ner und Frau­en blie­ben zu Hau­se. Die­se Hand­lang­er­schich­ten belie­fen sich auf einen Wert von 15.000 Gul­den (6).

Der Kir­chen­neu­bau fiel in die Zeit der zwei­ten Blü­te des Berg­baus in Biber­wier und in Nas­se­reith, nach­dem seit der Tei­ler­neue­rung der Biber­wie­rer Erz­wä­sche im Jah­re 1775 nun auch Zink­erz (Gal­mei) auf­be­rei­tet wer­den konn­te. Natür­lich hat sich die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen erheb­lich am Bau betei­ligt: 1830 stif­te­te sie 600 fl. für einen neu­en Hoch­al­tar. Auch die bei­den Sei­ten­al­tä­re wur­den von den Knap­pen beschafft.

1830 war der Bau voll­endet. Noch im sel­ben Jahr wur­de in Biber­wier eine Expo­si­tur errich­tet. Im Stift­brief vom 11. Juli 1830 wur­de auf die „neue, geräu­mi­ge, schö­ne Kir­che mit Kirchthurm und Got­tes­acker“ sowie den „eige­nen Widum“ hin­ge­wie­sen. Die Expo­si­tur gehör­te wei­ter­hin zur Kura­tie Ler­moos (7).

Am 7. Juni 1831 wur­de die Kir­che (Abb. 5) von Fürst­bi­schof Bern­hard Galu­ra zu Ehren des HI. Josef ein­ge­weiht (8). Die Orgel von Johann Georg Grö­ber aus Inns­bruck wur­de 1842 auf­ge­stellt, sie hat 10 Regis­ter und kos­te­te 1100 fl.

Mit Stift­brief vom 13. März 1840 wur­de zu Biber­wier eine Koope­ra­tur gestif­tet, also eine Kaplan­stel­le ein­ge­rich­tet. Zur Anstel­lung des zwei­ten Pries­ters sicher­te die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen die Aus­hän­di­gung eines Kapi­tals von 4000 fl. R.W. zu, außer­dem gaben Franz Joseph Habt­mann (Haupt­ge­wer­ke der Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen) und Joseph Simon Kap­fe­rer (Ver­wal­ter der Gewerk­schaft und Han­dels­mann zu Inns­bruck) zu glei­chen Zwe­cken noch das Kapi­tal zur Ermög­li­chung einer jähr­li­chen Ren­te von je 200 fl. Die Gemein­de sicher­te schließ­lich einen jähr­li­chen Bei­trag von 40 fl. R.W. Im sel­ben Jahr stif­te­te die Gewerk­schaft für Mes­sen den Betrag von 37 fl. 40 kr. jähr­lich (9). Damals hat sich ein kur­zer wirt­schaft­li­cher Auf­schwung des Berg­werks abge­zeich­net.

In die­ser Zeit besaß die Gewerk­schaft die For­de­rung nach sechs Stift­mes­sen jähr­lich, und zwar am 19. März (Fest des HI. Josef; Appli­ka­ti­on für die Stif­ter); 2. April (Appli­ka­ti­on für die Stif­ter); 23. Okto­ber (Appli­ka­ti­on für den „ver­dien­ten Kon­trol­lor Alo­is Wörz und die Wörz’sche Fami­lie“); 2. Novem­ber (Aller­see­len; Appli­ka­ti­on für alle ver­stor­be­nen Gewer­ken und Knap­pen); 4. Dezem­ber (Gedenk­tag der Hl. Bar­ba­ra; Appli­ka­ti­on um Erlan­gung des Berg­se­gens); 6. Dezem­ber (Fest des HI. Niko­laus; Appli­ka­ti­on für eine glück­li­che Ster­be­stun­de für die Gewer­ken und die Knap­pen) (10).

Am 8. März 1864 wur­de die Expo­si­tur Biber­wier durch Fürst­bi­schof Vin­cenz von Bri­xen zur Kura­tie erho­ben. Ers­ter Kurat zu Biber­wier war der Diö­ze­san­pries­ter Anton Förg (11).

Auch die Knapp­schaft hat von jeher zu den Appli­ka­tio­nen aus der Knapp­schafts­kas­se bei­getra­gen, so z.B. wöchent­lich eine HI. Mes­se für die Knapp­schaft sowie meh­re­re Votiv­äm­ter jähr­lich. Im Mai 1864 erklär­te sie durch ihren Ver­tre­ter Johann Wörz, dass sie die Ver­gü­tung von 85 sonn‑, fest- und fei­er­täg­li­chen Appli­ka­tio­nen für die Gemein­de aus ihrer Kas­se über­neh­me durch die Ent­rich­tung des ein­fa­chen Manu­al­sti­pen­di­ums von 44 kr. ö.W. Bereits damals wur­de fest­ge­legt, dass im Fal­le der Ver­min­de­rung oder gar Auf­lö­sung der Knapp­schaft die Gemein­de obi­ge Ver­gü­tung quar­tals­wei­se zu 9 fl. 35 kr. ö.W. aus ihrer Kas­se leis­ten wer­de (12).

Anfang des 20. Jh. wur­de der Innen­raum offen­sicht­lich erheb­lich umge­stal­tet. Im Zuge die­ser Arbei­ten hat der Boz­ner Maler Albert Stolz neue Decken­ge­mäl­de ange­bracht: im Kir­chen­schiff ein Gemäl­de der Imma­cu­la­ta, an den Gewöl­be­sei­ten je eine mit Blu­men gefüll­te Vase sowie eine Deko­ra­ti­on eines Gewöl­be­bo­gens über der Chor­em­po­re. Die Gemäl­de waren signiert und datiert 1929 (13).

3.3 Kir­chen­re­no­vie­rung 1990–1992
Abb. 6: Pfarr­kir­che St. Josef, Biber­wier: Hoch­al­tar. Das Al­tarbild (Tod des HI. Josef) ist teil­wei­se ver­deckt durch die da­ vor­ste­hen­de Figur des auf­er­stan­de­nen Herrn (die Auf­nah­me erfolg­te in der Oster­zeit). Dane­ben Figu­ren zwei­er Hei­li­ger: Links HI. Bar­ba­ra, rechts HI. Niko­laus. M. Wand­in­ger, 30. April 2000.

Grö­ße­re Schä­den ent­stan­den 1923, als ein Blitz in den Turm ein­schlug und auch Tei­le des Daches beschä­dig­te, aller­dings ohne zu zün­den. Der Turm wur­de aus­ge­bes­sert und mit Lär­chen­schin­deln neu gedeckt. Wegen Bau­fäl­lig­keit des Daches wur­de es 1953 mit Biber­schwän­zen neu gedeckt. Die­se aber waren für die Dach­kon­struk­ti­on zu schwer, so dass das Dach die Kir­chen­mau­ern hin­aus­drück­te. Ein Zusam­men­hän­gen der Mau­em in den 70er Jah­ren brach­te kei­nen Erfolg. Des­halb wur­de 1984 vom Kir­chen­rat eine Gesamt­re­no­vie­rung beschlos­sen und bereits 1985 wur­de das Biber­schwanz­dach durch ein leich­te­res Lär­chen­schin­del­dach ersetzt.

1986/87 wur­de die Außen­fas­sa­de erneu­ert. 1989 began­nen die Vor­be­rei­tun­gen für die Innen­re­no­vie­rung. Am Pfingst­diens­tag 1990 wur­de die Kir­che geschlos­sen und mit den Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten begon­nen. Die Innen­re­stau­rie­rung, auch der Altä­re, Kan­zel und Beicht­stüh­le, über­nahm die Fir­ma Gebrü­der Pes­col­ler OHG, Bru­neck. Ende August 1992 waren die Arbei­ten abge­schlos­sen.

Im Zuge der Kir­chen­re­no­vie­rung hat auf drin­gen­den Wunsch des ört­li­chen Komit­tees zur Reno­vie­rung der Pfarr­kir­che zum Hl. Josef das Lan­des­kon­ser­vat­orat für Tirol ent­ge­gen den ursprüng­li­chen Plä­nen einer Neu­ge­stal­tung der Decke statt­ge­ge­ben, aller­dings unter der Auf­la­ge, dass „die Male­rei­en von Albert Stolz auf kei­nen Fall zer­stört, son­dern ledig­lich über­malt wer­den“ dür­fen (14).

3.4 Heu­ti­ge Aus­stat­tung

Das gesam­te Inne­re der Kir­che erstrahlt seit der Kir­chen­re­no­vie­rung wie­der in der Far­ben­viel­falt des Klas­si­zis­mus. Der Hoch­al­tar, die bei­den Sei­ten­al­tä­re, ein klei­nes zusäz­li­ches Neben­al­tär­chen, Kan­zel und die bei den Beicht­stüh­le sind aus bunt gefass­tem Holz gefer­tigt.

Begin­nen wir unse­ren klei­nen Rund­gang mit den Decken­ge­mäl­den: Im Zuge der Kir­chen­re­no­vie­rung gestal­te­te der ein­hei­mi­sche Künst­ler Wolf­gang Schen­nach das neue Decken­ge­mäl­de im Kir­chen­schiff. Es stellt die Hl. Fami­lie auf der Flucht nach Ägyp­ten dar (signiert „Wolf­gang Schen­nach, Ehr­wald, 1990“). Das Decken­ge­mäl­de im Pres­by­te­ri­um, eben­falls von Wolf­gang Schen­nach, zeigt die Anbe­tung der Hir­ten zu Weih­nach­ten.

Beson­ders bemer­kens­wert ist das Hoch­al­tar­ge­mäl­de (Abb. 6) von Mar­tin Alo­is Stad­ler aus Imst. Es zeigt die sel­te­ne Dar­stel­lung des Todes des HI. Josef: der Hei­li­ge liegt auf sei­nem Ster­be­bett, umge­ben von Chris­tus und der noch jugend­lich wir­ken­den Maria, dar­über zwei Engel auf Wol­ken.

Abb. 7: Pfarr­kir­che St. Josef, Biber­wier: Obe­rer Teil des Hoch­al­tars. Die in Form eines Chro­no­gramms gestal­te­te Inschrift weist auf das Stif­tungs­jahr 1830 des Hoch­al­tars durch die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen hin. M. Wand­in­ger, 30. April 2002.

Die Inschrift am Hoch­al­tar über dem Altar­blatt stellt den Bezug zur Gewerk­schaft Sil­ber­lei­ten her (Abb. 7):

Dankop­fer von der Silberleitner Gewerkschaft in Biberwier darge­bracht

Die hier farb­lich her­vor­ge­ho­ben Buch­sta­ben erge­ben zusam­men­ge­setzt:

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Dahin­ter ver­birgt sich ein sog. Chro­no­gramm. Inter­pre­tiert man die Buch­sta­ben als römi­sche Zah­len, wobei hier das „W“ für zwei­mal „V“ steht, und addiert die ent­spre­chen­den Zahl­wer­te (15), so erhält man ein wich­ti­ges Datum, hier die Jah­res­zahl 1830, in dem die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen die­sen Altar gestif­tet hat.

Die Hei­li­gen­fi­gu­ren am Hoch­al­tar wur­den 1832 von Franz Xaver Renn, eben­falls aus Imst, ange­fer­tigt. Sie stel­len links die HI. Bar­ba­ra (Sujets: Kelch mit Hos­tie und Schwert) und rechts den HI. Niko­laus dar.

Die bei­den Sei­ten­al­tä­re wur­den von der Biber­wie­rer Berg­leu­te­bru­der­schaft gestif­tet. Der rech­te Sei­ten­al­tar ist der HI. Bar­ba­ra geweiht, der Patro­nin der Berg­leu­te (Abb. 8). Das Altar­ge­mäl­de von Mar­tin Alo­is Stad­ler (signiert, 1833) zeigt die Hl. Bar­ba­ra vor einer Ansicht der Berg- und Schmelz­an­la­gen zu Biber­wier (Abb. 9); dabei han­delt es sich um die 1775 für die Zink­erz­auf­be­rei­tung nach­ge­rüs­te­te Erz­wä­sche (16). Ob in dem dar­ge­stell­ten Gebäu­de­en­sem­ble auch bereits die neue Biber­wie­rer Zink­hüt­te dar­ge­stellt ist, muss hier offen blei­ben. Seit 1810 geplant, erhielt die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen erst 1826 die erfor­der­li­che staat­li­che Bewil­li­gung zum Bau die­ser Hüt­te! Die Zink­fa­bri­ka­ti­on war damals noch ein Staats­mo­no­pol. Hin­ge­wie­sen sei noch auf das eben­falls am rech­ten Sei­ten­al­tar befind­li­che Bild des Hl. Aloy­si­us von Gon­z­a­ga.

Abb. 8: Pfarr­kir­che St. Josef, Biber­wier: Rech­ter Sei­ten­al­tar zu Ehren der HI. Bar­ba­ra. M. Wand­in­ger, 29. April 2000.

Der lin­ke Sei­ten­al­tar ist der Hl.-Kreuz-Altar. Das Altar­bild zeigt den Gekreu­zig­ten, ein wei­te­res klei­nes Gemäl­de stellt den HI. Anto­ni­us von Padua dar. Die­ser Altar besitzt kei­ne Ele­men­te, die direk­ten Bezug zum Berg­bau haben.

Neben dem Hoch­al­tar steht auf der Evan­ge­li­en­sei­te (Nord­sei­te) ein klei­nes Neben­al­tär­chen mit einer Dar­stel­lung des Hei­ligs­ten Her­zens Jesu.

Die drei Glas­fens­ter im Pres­by­te­ri­um (Altar­raum) stam­men aus der ers­ten Hälf­te des 20. Jh. In der Nord­wand des Pres­by­te­ri­ums befin­den sich zwei Glas­fens­ter mit Dar­stel­lun­gen der Hl. The­re­sia vom Kin­de Jesu (gestif­tet 1935 von Josef und Ama­lie Lut­tin­ger) und des HI. Johan­nes der Täu­fer (gestif­tet 1929 von Johan­nes Perk­told). In der Süd­wand befin­det sich nur ein Glas­fens­ter mit einem Bild des Hl. Roman (gestif­tet 1929 von H.H. Roman Fink, Pfar­rer zu Biber­wier) – anstel­le des zwei­ten Fens­ters der Süd­wand ist hier die Sakris­tei ange­baut.

An der rech­ten (süd­li­chen) Kir­chen­wand fällt die Kan­zel auf mit Dar­stel­lun­gen der vier Evan­ge­lis­ten Mat­thä­us, Mar­kus, Lukas und Johan­nes. Auf dem Schall­de­ckel sind die Geset­zes­ta­feln des Alten Bun­des und die HI. Geist-Tau­be dar­ge­stellt. Gegen­über der Kan­zel, an der nörd­li­chen Sei­ten­wand, ist eine Schutz­en­gel­grup­pe ange­bracht.

3.5 Glo­cken
Abb. 9: Pfarr­kir­che St. Josef, Biber­wier: Detail des Altarge­mäldes am rech­ten Sei­ten­al­tar (Bar­ba­ra-Altar). Dar­ge­stellt sind eini­ge Werks­ge­bäu­de des dama­li­gen Berg­werks um das Jahr 1830. M. Wand­in­ger, 29. April 2000.

Die Glo­cken ste­hen als geweih­te Musik­in­stru­men­te im Dienst der Kir­che und der Lit­ur­gie. Durch die Ver­wen­dung ver­schie­de­ner Glo­cken und Glo­cken­zu­sam­men­stel­lun­gen sol­len der lit­ur­gi­sche Rang des Tages, aber auch die Bedeu­tung des jewei­li­gen Got­tes­diens­tes bzw. Gebets­zeit zum Aus­druck gebracht wer­den. Je nach Anlass wer­den tie­fe oder hohe Ein­zel­glo­cken und Geläu­te, dich­te oder weit­ge­spann­te Zusam­men­stel­lun­gen nach fest­ge­leg­ter Ord­nung ein­ge­setzt. Wegen ihrer Bedeu­tung sind die Glo­cken meist indi­vi­du­ell ver­ziert und mit Inschrif­ten ver­se­hen, obgleich man sie in der Regel nicht sehen kann.

1850/51 wur­den – wie­der­um auf Kos­ten der Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen – vier Glo­cken von Grass­mayr in Wil­ten gegos­sen. Die­se muss­ten 1916 zu Kriegs­zwe­cken ein­ge­schmol­zen wer­den. Als Ersatz dien­ten die bei­den Glo­cken der Rochus­ka­pel­le, bis 1924 wie­der vier neue Glo­cken bei der sel­ben Fir­ma ange­schafft wer­den konn­ten. Aber auch die­se muss­ten im 2. Welt­krieg abge­lie­fert wer­den; nur die gro­ße Glo­cke konn­te nach dem Krieg in Brix­legg unbe­schä­digt auf­ge­fun­den wer­den. Erst 1957 konn­te das Geläu­te nach dem Guss der drei feh­len­den Glo­cken wie der voll erklin­gen.

Bei­na­he noch ein­mal hät­te das Geläu­te ver­stum­men müs­sen, als man fest­stell­te, dass der Turm beim Läu­ten zu star­ke Schwin­gun­gen auf­wies. Dar­auf­hin wur­den 1981 die Glo­cken mit tief­ge­kröpf­ten Jochen und Gegen­ge­wichts­klöp­peln aus­ge­stat­tet, womit das Pro­blem zunächst besei­tigt wur­de.

Im Zuge von not­wen­di­gen Repa­ra­tur­ar­bei­ten im Früh­jahr 1998 stell­te sich her­aus, dass die Gegen­ge­wichts­klöp­pel in den Glo­cken in schlech­tem Zustand waren. Sie muss­ten ent­fernt und durch neu ange­fer­tig­te Flug­klöp­pel ersetzt wer­den. Die ursprüng­lich in den Glo­cken mon­tiert gewe­se­nen Flug­klöp­pel waren zwar noch vor­han­den, jedoch sehr sprö­de und ris­sig, so dass sie nicht mehr ver­wen­det wer­den konn­ten. Auch die elek­tri­sche Anla­ge war nicht mehr zeit­ge­mäß und stö­rungs­an­fäl­lig und wur­de daher erneu­ert.

Name, Haupt­bildGuss­tagTonGewichtInschrift
1924des/11.812 kg
Hl. Maria mit Kind25. April 1957f/1916 kgMaria mit dem Kin­de lieb, uns allen dei­nen Segen gib!
Hl. Flo­ri­an25. April 1957g/1619 kgSt. Flo­ria, schütz Habund Gut vor Unwet­ter und Feu­ers­glut!
Hl. Bar­ba­ra25. April 1957b/1360 kgSelig die Toten, die im Herrn ster­ben, denn ihre Wer­ke fol­gen ihnen nach!
Geläu­te der Pfarr­kir­che Biber­wier (17). Alle Glo­cken wur­den aus 80 % Cu und 20 % Sn gegos­sen.

4 Der Dorf­fried­hof von Biber­wier

Abb. 10: Grab­denk­mal des Berg­knap­pen Engel­bert Bader an der Außen­wand der Pfarr­kir­che St. Josef, Biber­wier. M. Wand­in­ger, 29. April 2000.

Fried­hö­fe zeu­gen eben­so wie die Kir­che von Geschich­te und Kul­tur eines Dor­fes und sei­ner Bewoh­ner. Sie sind Denk­mä­ler des Todes und gleich­zei­tig Monu­men­te des Lebens. Der Gedan­ke des „memen­to mori“, also „Geden­ke des Todes, der Ver­gäng­lich­keit der Mate­rie“, ist zwar heu­te aus dem moder­nen All­tag weit­ge­hend ver­bannt: Die fort­schritts­ori­en­tier­te Zeit wünscht den Tod zu ver­drän­gen. Doch das ist ver­ge­bens, der Tod lässt sich nicht ver­drän­gen. Wir wol­len daher auch einen Blick auf den Biber­wie­rer Fried­hof wer­fen.

In Biber­wier wer­den auch heu­te noch nach altem Brauch die Ver­stor­be­nen rings um die Kir­che, dem geist­li­chen Zen­trum des Orts, bestat­tet. Sehr viel­schich­tig ist der Per­so­nen­kreis, der auf dem Fried­hof von Biber­wier begra­ben liegt: Pries­ter, Bau­ern, Berg­ar­bei­ter, Berg­werks­ver­wal­ter, Wirts­leu­te, Haus­frau­en, Sen­sen­schmie­de, Dienst­per­so­nal, Kin­der, … Eines haben sie alle gemein­sam: Sie waren ver­bun­den mit Biber­wier, egal ob sie dort gebo­ren waren oder erst im Lau­fe ihres Lebens hier­her kamen.

Aus eini­gen Inschrif­ten von Grab­stei­nen geht der Bezug der Ver­stor­be­nen zum Berg­werk von Biber­wier her­vor: Berg­ver­wal­ter Arnold Berg (geb. 1876 in Wil­gers­dorf im Sie­ger­län­der Erz­re­vier, Deutsch­land; gest. 1925 in Biber­wier) sowie die Berg­knap­pen Engel­bert Bader (1812–1880; Abb. 10), Simon Bader (1815–1898), Franz Ker­ber (–1905), Franz Möß­mer (1857–1924), Mat­thi­as Schen­nach (1877–1961), Alo­is Spren­ger (1879–1919) und Josef Spren­ger (1851–1917).

An den bereits erwähn­ten Pest­fried­hof bei der Rochus­kap­pel­le erin­nert noch die nied­ri­ge Fried­hofs­mau­er.

5 Maria­hilf-Kapel­le „bei der Schmie­den“

Zur Pfar­rei Biber­wier gehö­ren zwei Fili­al­kir­chen: die bereits ein­gangs beschrie­be­ne Rochus­ka­pel­le „auf der Gei­ßel“ sowie die Maria­hilf-Kapel­le „bei der Schmie­den“ wenig nörd­lich von Biber­wier am Weg nach Ehr­wald. An die­ser Stel­le stand schon frü­her eine klei­ne, von der Bevöl­ke­rung ger­ne besuch­te Kapel­le. Die­se wur­de Mit­te des 19. Jh. abge­bro­chen und auf Kos­ten der Nach­bar­schaft die heu­ti­ge Kapel­le errich­tet; sie ist rela­tiv geräu­mig und besitzt eine Vor­hal­le und einen Dach­rei­ter mit einer klei­nen Glo­cke. Am 15. März 1876 wur­de vom Fürst­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­at Bri­xen die Erlaub­nis zu ihrer Wei­he erteilt (18). Ob die­se Kapel­le einen direk­ten Bezug zum Berg­bau der Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen hat, konn­te nicht nach­ge­wie­sen wer­den.

6 Umge­bung: Pfarr­kir­che Imst

Im Hin­blick auf berg­män­ni­sche Dar­stel­lung an Sakral­bau­wer­ken sei abschlie­ßend auf die nahe­ge­le­ge­ne Pfarr­kir­che Maria Him­mel­fahrt in Imst hin­ge­wie­sen, zu deren Gebiet ja der Seel­sorgs­be­zirk Biber­wier bis 1423 gehört hat. Erst­mals bereits 1305 erwähnt, erhielt sie beim Umbau 1493 ihre heu­ti­ge Gestalt. Beson­ders bemer­kens­wert ist ein ein­zig­ar­ti­ges Fres­ko an der süd­li­chen Außen­wand aus dem Jah­re 1478, das eine Berg­bau­land­schaft der dama­li­gen Zeit dar­stellt. Auch das Berg­werk an der Sil­ber­leit­hen wird zu jener Zeit so aus gese­hen haben.

7 Schluss

Der Ver­fas­ser wür­de sich freu­en, wenn er dem Leser die Kir­chen von Biber­wier unter einem bis­lang nur wenig beach­te­ten Gesichts­punkt näher­brin­gen und viel­leicht gar zu einem per­sön­li­chen Besuch die­ser Kir­chen anre­gen konn­te. Wol­len wir dabei auch inne­hal­ten und nicht ver­ges­sen, dass die­se Kir­chen nicht nur Objek­te aus Holz und Stein sind, son­dern dass hier vor allem Gene­ra­tio­nen von Men­schen bis auf den heu­ti­gen Tag ihre Sor­gen eben­so wie ihren Dank Gott, dem „Höchs­ten Berg­ver­wal­ter“ (wie es in einem berg­män­ni­schen Kir­chen­lied heißt), anver­trau­en.

Beson­de­rer Dank für zahl­rei­che Infor­ma­tio­nen und freund­li­che Unter­stüt­zung der Arbeit sei gesagt: H. Herrn Pfar­rer Her­bert Kas­se­ba­cher, Ehr­wald; Gene­ral­vi­ka­ri­at und Diö­ze­san­ar­chiv der Diö­ze­se Bozen-Bri­xen; Herrn Dr. Erich Egg, Inns­bruck; Bun­des­denk­mal­amt – Lan­des­kon­ser­vat­orat für Tirol, Inns­bruck; Glo­cken­gie­ße­rei Grass­mayr, Inns­bruck; Pes­col­ler Werk­stät­ten KG, Bru­neck.

Schrift­tum

Nach­fol­gen­de Lite­ra­tur­lis­te berück­sich­tigt nur sol­che Wer­ke, die für die­se Arbeit her­an­ge­zo­gen wur­den; nicht auf­ge­führt ist per­sön­li­cher Schrift­wech­sel. Die all­ge­mei­ne berg­män­ni­sche und geo­lo­gi­sche Lite­ra­tur über den Berg­bau an der Sil­ber­leit­hen ist viel umfang­rei­cher .

NN: Die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen bei Biber­wier. – In: Der Samm­ler 1910, S. 119 f.

PESCOLLER, MARKUS (1990): Restau­rie­rungs­be­richt Biber­wier – Pfarr­kir­che Innen­raum. – Unver­öff. Bericht vom 25. Janu­ar 1990. Bru­neck: Gebr. Pes­col­ler OHG

PESCOLLER, MARKUS (1992): Restau­rie­rungs­be­richt Biber­wier – Pfarr­kir­che zum HI. Josef – Ein­rich­tung. – Unver­öff. Bericht von 1992. Bru­neck: Gebr. Pes­col­ler OHG

PFARRAMT BIBERWIER (Hrsg.) (o.J.): Geschich­te der Pfarr­kir­che Biber­wier. – Hek­to­gra­phier­tes Infor­ma­ti­ons­blatt.

PFARRAMT BIBERWIER (Hrsg.) (o.J.): Die Rochus­ka­pel­le „auf der Gei­ßel“. – Hek­to­gra­phier­tes Infor­ma­ti­ons­blatt.

PFARRAMT BIBERWIER (Hrsg.) (o.J.): Kurz­do­ku­men­ta­ti­on über die Erneue­rung der Glo­cken und Läut­an­la­ge unse­rer Pfarr­kir­che. – Hek­to­gra­phier­tes Infor­ma­ti­ons­blatt.

RAPP, LUDWIG (1891): Topo­gra­phisch-his­to­risch-sta­tis­ti­sche Beschrei­bung der Diö­ze­se Bri­xen mit beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Kul­tur­ge­schich­te und der noch vor­han­de­nen Kunst- und Bau­denk­ma­le aus der Vor­zeit. Band 5 der von Georg Tink­hau­ser begrün­de­ten Rei­he. – Bri­xen: A. Weger’s Buch­hand­lung.

SCHWAIGHOFER, HERMANN & JANDL, KARL (1927): Wan­der­buch durch das Kar­wen­del, Wet­ter­stein, Rofan und die Mie­min­ger Grup­pe. – Inns­bruck: Wagner’sche Uni­ver­si­täts­buch­hand­lung.

Anmer­kun­gen

  1. Eine Abschrift der Urkun­de befin­det sich im Kon­sis­to­ri­al­ar­chiv Bri­xen.
  2. Wei­he­it­in­era­ri­um von Fürst­bi­schof Franz von Khuen, Okto­ber 1688. Die­ses Tage­buch der aus­wär­ti­gen Wei­he­hand­lun­gen des Fürst­bi­schofs befin­det sich im Kon­sis­to­ri­al­ar­chiv Bri­xen.
  3. Rapp 1891, S. 424.
  4. Zum Ver­gleich: 1760 kos­te­te ein gutes Essen mit Bier 12 kr. (Kreu­zer). Ein Lehr­ling ver­dien­te 12 kr., ein Vor­ar­bei­ter 40 kr. am Tag. 1 fl. (Gul­den) ent­sprach 60 kr. Die ange­ge­be­nen Beträ­ge waren also recht hoch. Nach freund­li­cher Infor­ma­ti­on von der Staat­li­chen Münz­samm­lung Mün­chen vom Okto­ber 1999.
  5. Urkun­de vom 2. März 1804, gege­ben vor der Land­ge­richts­ob­rig­keit zu Ehren­berg. Kon­sis­to­ri­al­ak­ten, Lade Biber­wier Nr. 7, Diö­ze­san­ar­chiv Bri­xen.
  6. So nach einer Urkun­de im Turm­knopf; wie­der­ge­ge­ben in einem Infor­ma­ti­ons­blatt des Pfarr­amts Biber­wier.
  7. Rapp 1891, S. 426 f.
  8. Pontif.-Prot. VII 3 v., Diö­ze­san­ar­chiv Bri­xen.
  9. NN 1910
  10. Rapp 1891, S. 433.
  11. Rapp 1891, S. 428 f.
  12. Revers vom 24. Mai 1864, aus­ge­stellt vor dem Deka­nal­amt Brei­ten­wang. Hier zitiert nach Rapp 1891, S. 430.
  13. Akten­ver­merk des Lan­des­kon­ser­vat­orats für Tirol vom 30. Juli 1990, Gz. 1861/46/90.
  14. Schrei­ben des Lan­des­kon­ser­vat­orats für Tirol vom 13. August 1990, Gz. 1861/48/90, und Schrei­ben des ört­li­chen Komi­tees zur Reno­vie­rung der Pfarr­kir­che zum Hl. Josef vom 3. August 1990.
  15. 500 + 5 + 500 + 1 + 50 + 50 + 1 + 5 + 5 + 100 + 1 + 1 + 5 + 5 + 1 + 500 + 100 = 1830.
  16. Die Erz­auf­be­rei­tung bestand bis in die 20er Jah­re des 20. Jh. und wur­de auch in zeit­ge­nös­si­schen Wan­der­füh­rern erwähnt, z.B.: „Vom Lär­chen­heim, in schö­ner Wan­de­rung mit präch­ti­gen Aus­bli­cken, zum Schluss an der Erz­auf­be­rei­tungs­an­la­ge der Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen vor­bei, nach Biber­wier …“ (Schwaig­ho­fer & Jandl 1927, S. 183)
  17. Nach Archiv­un­ter­la­gen der Fir­ma Grass­mayr GmbH & Co KG, Inns­bruck.
  18. Rapp 1891, S. 435 f.

aus: Wand­in­ger, M. (2002): Die Kir­chen zu Biber­wier (Tirol) und ihr Bezug zum Berg­bau. – res mon­tana­rum, 29:9–17, 10 Abb.

Mar­cus Wand­in­ger, Chris­ti­an Wol­kers­dor­fer – offen­sicht­li­che Feh­ler still­schwei­gend kor­ri­giert und Farb­fo­tos ergänzt 12. Juni 2023