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Lager­stät­ten­kund­li­che Ver­hält­nis­se der Sil­ber­lei­t­he

Sil­ber, Blei und Zink – Lager­stät­ten­ge­ne­se

Über die Ent­ste­hung der Blei-Zink-Erz­vor­kom­men der Sil­ber­lei­t­he exis­tie­ren meh­re­re unter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen, die sich im Lau­fe der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te her­aus­ge­bil­det haben. Heu­te wird, stark ver­all­ge­mei­nert, ange­nom­men, dass war­me (100—120 °C), erz­rei­che Salz­lö­sun­gen in die Kalk­stei­ne ein­dran­gen, aus denen sich die Erze aus­schie­den, sobald opti­ma­le Umge­bungs­be­din­gun­gen vor­la­gen. Sol­che Bedin­gun­gen fan­den sich wäh­rend der Gebirgs­bil­dung häu­fig in Gesteins­spal­ten oder in gut durch­läs­si­gen Berei­chen der bereits ver­fes­tig­ten Kalk­stei­ne des alpi­nen Muschel­kalks und des Wet­ter­stein­kalks.

Im Ver­lauf vie­ler Jahr­hun­dert­tau­sen­de konn­ten sich auf die­se Wei­se meh­re­re Zeh­ner­mil­lio­nen Ton­nen Blei‑, Zink- und Sil­ber­er­ze ansam­meln, von denen zwi­schen dem 15. und 20. Jahr­hun­dert an der Sil­ber­lei­t­he 200—400.000 Ton­nen geför­dert wur­den.

Wich­tigs­te Erz­mi­ne­ra­le sind Blei­glanz (Gale­nit) und Zink­blen­de (Spha­le­rit), die zusam­men mit Fluss­spat und Pyrit gefun­den wer­den kön­nen. Haupt­säch­lich im Blei­glanz fin­det sich fein ver­teilt Sil­ber, das eigent­li­che Ziel der ers­ten Berg­bau­ak­ti­vi­tä­ten an der Sil­ber­lei­t­he. Im Mit­tel betru­gen die Sil­ber­ge­hal­te 200—400 Gramm pro Ton­ne, so dass von ca. 10 Ton­nen pro­du­zier­tem Sil­ber aus­zu­ge­hen ist.

Fast immer kamen die bau­wür­di­gen Erze als But­zen oder Nes­ter im Zen­ti­me­ter- und Dezi­me­ter­be­reich vor, nur sel­ten erreich­ten die Erz­la­ger meh­re­re Zeh­ner­me­ter Erstre­ckung. Oft ste­hen Gestei­ne, die durch die Gebirgs­bil­dung zer­stört wur­den („tek­to­ni­sche Brecci­en“), im Zusam­men­hang mit der Erz­füh­rung. Die Verer­zungs­dich­te ist ins­ge­samt deut­lich gerin­ger als bei den heu­te för­de­rungs­wür­di­gen Blei-Zink-Lager­stät­ten.

Ob die Erz­vor­kom­men der Sil­ber­lei­t­he unter heu­ti­gen Bedin­gun­gen noch abbau­wür­dig wären kann der­zeit klar ver­neint wer­den. Da jedoch im Hamm­a­cher Gru­ben­feld noch gro­ße Erz­vor­rä­te vor­lie­gen, kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass der Berg­bau um Biber­wier unter ver­än­der­ten öko­no­mi­schen und welt­po­li­ti­schen Ver­hält­nis­sen eines Tages einen erneu­ten Beginn erlebt. Auch des­halb ist es wich­tig und gut, die Erin­ne­rung an unse­re Vor­fah­ren, deren Leis­tun­gen im Berg­bau und die Kennt­nis­se der alten Berg­baue auf­recht zu erhal­ten.

Chris­ti­an Wol­kers­dor­fer 26. April 2007