Die Zinkweißhütte ist der einzige Betrieb Bernsdorfs, der mit Beginn der Gründerjahre 1870/71 in die Ortsgeschichte eintrat und zu einem bedeutenden Unternehmen wurde.
Die Zinkweißhütte und die Zinkweißproduktion nehmen in der Geschichte der Bernsdorfer Industrie eine Sonderstellung ein. Sie ist erstens keine für die Lausitz typische Industrie, die wie die Glashütten, Eisenwerke, Kohlengruben oder Glassandschachte auf den Bodenschätzen der Lausitz wie Glassand, Kohle, Raseneisenerz oder auch auf dem Waldreichtum beruhen, obwohl sie durchaus auch davon profitierte.
Sie ist weit und breit auch die einzige ihrer Art geblieben. Zweitens blieb sie das von der Arbeiterzahl her kleinste der bedeutenden Unternehmen unseres Ortes. Und drittens gehört sie überhaupt zu den jüngeren Industriezweigen, um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Die nächsten Zentren dieser Produktion und damit der Konkurrenz lagen weitab in Oberschlesien, im Rheinland und in Belgien.
Was den jungen oberschlesischen Hütteningenieur Joseph Hermann Dudek veranlaßte, die ehemalige Glashütte, die „Ludwigshütte“, 1869 zu kaufen, lässt sich nur vermuten. Er brachte trotz seiner 26 Jahre aus Hüttenwerken in Oberschlesien schon recht große Erfahrungen mit und besaß, wie sich noch herausstellen sollte, Durchsetzungsvermögen, Beharrlichkeit und Ausdauer. Dazu kam ein ausgesprochenes Gespür für die Anwendung des Prinzips von Zuckerbrot und Peitsche gegenüber seinen Arbeitern.
Auf einer Inspektionsreise durch Deutschland war er auch auf Bernsdorf gestoßen und entschied sich, hier das Grundstück und die Gebäude der „Ludwigshütte“ für ein eigenes Unternehmen zu erwerben. Da er hier kein in der Zinkweißproduktion geschultes Personal vorfand, vorfinden konnte, holte er sich dieses aus Oberschlesien her. Um die Produktionsanlagen errichten zu können, verkaufte Dudek ein Patent, da das notwendige Kapital nicht vorhanden war.
Die politische Situation dieser Zeit war gekennzeichnet durch die sich anbahnende nationale Einigung von oben. Die Schaffung des norddeutschen Bundes 1867 war ein entscheidender Schritt dazu. Auch die wirtschaftliche Einigung stand vor der Vollendung. Der Konzentrationsprozess in der Wirtschaft ging rasch voran. Insofern war die Lage für die Gründung eines neuen Unternehmens nicht ungünstig. Lediglich die fehlende Eisenbahnverbindung war ein Minus in der Kalkulation.
Wie in dem Abschnitt über die Anfänge des Braunkohlenbergbaus um Bernsdorf dargestellt, gab es mit den Gruben „Friedrichsglück“, „Ziethen“, „Constantia“, und nach 1 870/71 mit den Gruben „Amalia“ und vor allem „Saxonia“, eine stabile Versorgung mit Brennstoffen.
Durch das Ablösungsgesetz von 1850 standen auch genügend billige Arbeitskräfte für die neue Fabrik zur Verfügung. Das galt auch wenige Jahre später, 1872, bei der Gründung der Glashütte der Gebrüder Hoffmann; vor allem war das ansässige Land- bzw. Halbproletariat unerfahren im Klassenkampf.
Am 2. Dezember 1869 erfolgte der Kauf der „Ludwigshütte“ und am 12. August 1870 erhielt Dudek mit detaillierten Auflagen der königlichen Regierung in Liegnitz die Genehmigung zur Errichtung der Zinkweißfabrik.
1870 wurde die Produktion aufgenommen. Die Zinkrohstoffe bezog man aus Oberschlesien. Sie mussten von Kamenz oder Spremberg mit Pferdefuhrwerken nach Bernsdorf transportiert werden, da bekanntlich erst 1874 die Bahnverbindung zustande kam.
Dudek hatte zunächst mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da war die marktbeherrschende Konkurrenz vor allem aus Belgien. Obwohl das Bernsdorfer Zinkweiß einen höheren Weißgrad und auch in anderer Beziehung eine bessere Qualität aufwies, stand die Kundschaft dem neuen Produkt und seinem Produzenten mit Skepsis gegenüber. Mit großer Mühe und mit Hilfe des Berliner Bankhauses Jacques konnte der Konkurs vermieden werden.
Über die anfängliche technische Ausrüstung ist wenig bekannt, da Dudek sich nicht in die Karten sehen lassen wollte. Deshalb war in den Unterlagen nur das Allernötigste dokumentiert. In der ersten „Fabrikordnung“ von 1886 wird der Geist dieser Einstellung deutlich.
Dort heißt es: „Ein Verrat von Einrichtungen dieser Fabrik ‚Ludwigshütte’, welche derselben eigentümlich sind, durch Beamte, Arbeiter und Besucher derselben wird in jedem Falle als Vertrauensbruch, in Fällen eigennütziger Preisgabe oder Anwendung auch als Diebstahl verfolgt; auch wird Schadenersatz beansprucht.
Unerlaubtes Eindringen in diese Fabrik wird als Hausfriedensbruch geahndet. Beamte und Arbeiter, die letzteres nicht nach Möglichkeit verhindern, werden mit 5 Mark jedes Mal bestraft.“ (Arbeitsordnung für die Arbeiter der Ludwigshütte zu Bernsdorf OL. vom 22.4.1892). Es sollte sich ein „Arbeiterstamm“ entwickeln, der ohne ausgeprägtes Klassenbewusstsein und Klassenkampfbestrebungen blieb und willige Arbeitskräfte stellte.
Drastische Strafen bei geringsten Versäumnissen, Vergehen oder ungebührliches Benehmen gegen Vorgesetzte oder Mitarbeiter, bei Alkoholgenuss oder Streitigkeiten u.a. waren an der Tagesordnung. Die Eintragungen in der Stammrolle des Betriebes sind Ausdruck von unglaublicher Willkür, sozialer Brutalität und Überheblichkeit. Ferner zögerte der Unternehmer nicht, wenn er sich von politisch tätigen Arbeitern trennen wollte: Zahlreiche Beispiele sind dafür bekannt. 1894 kündigte man dem Schmied Adolf Synatschke; Grund: „Sozialdemokrat und faul“. 1906 wurde Hermann Rensch „wegen Aufwiegelung“ entlassen. 1911 verlor der gleichfalls als Tagelöhner beschäftigte Emil Marwitz „wegen schlechten Glühen“ seinen Arbeitsplatz. Der Kopierstiftvermerk in der Stammrolle „Kassierer bei den Sozialen“ offenbart den Entlassungsgrund. Arbeitskräfte standen in genügender Anzahl zur Verfügung und jeder wusste, dass gemaßregelte Arbeiter außerordentliche Schwierigkeiten hatten, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. So wurden alle Versuche revolutionärer Bewegung im Keime erstickt. Unterstützung fand der Unternehmer dadurch, dass später bereits die Väter Zinkhüttenarbeiter waren und sich damit eine gewisse Familientradition, auf der Ludwigshütte zu arbeiten, herausbildete.
So hemmte auch diese Bindung die Entwicklung eines proletarischen Klassenbewusstseins und führte dazu, dass die „Ludwigshütte“ der einzige Betrieb der Umgebung blieb, in dem niemals gestreikt wurde. Nicht zuletzt verstand es Dudek ausgezeichnet, durch gönnerhafte Gesten sich Sympathien in der Bevölkerung zu erwerben. Präsente anlässlich der Weihnachts- und Betriebsfeste und Arbeitsjubiläen waren weitere Anlässe, sich den Betreffenden „erkenntlich zu zeigen“. So umgab sich Dudek mit dem Nimbus des patriarchalischen Unternehmers. Er erreichte u.a., dass eine Bernsdorfer Straße nach ihm benannt wurde. Die heutige Parkstraße hieß bis 1950 Max-Dudek-Straße. Seit Februar 1911 existierte auch eine Stiftung der Gebrüder Dudek in Höhe von 25.000 Mark. Von den Zinsen sollten langjährige bedürftige oder arbeitsinvalide Zinkhüttenarbeiter Unterstützung erhalten. Zum fünfundzwanzigjährigen Dienstjubiläum erhielt jeder Werksangehörige eine Prämie von 100 Mark.
1892 übergab Dudek die Leitung der „Ludwigshütte“ an seine Söhne Max, Hermann und Hugo Dudek. Die Firma nannte sich jetzt „J. H. Dudek Söhne“. Die Dudeks waren außerdem die Hauptaktionäre der „Aktiengesellschaft für Glasfabrikation, vormals Gebrüder Hoffmann.“ Max Dudek war von 1886 bis zur Verlegung seines Wohnsitzes von Bernsdorf nach Dresden-Blasewitz im Jahre 1911 Amtsvorsteher von Bernsdorf und Abgeordneter des Kreistages. Der 1900 gegründeten „Handelskammer der preußischen Oberlausitz zu Görlitz“ gehörte er seit der Gründung an und war von 1905 bis 1920 erster Stellvertreter und von 1921 bis 1925 zweiter Stellvertreter des Präsidenten.
Das alles kennzeichnet seine Machtstellung in der politisch-wirtschaftlichen Szene. Der Mitinhaber der Firma, Hermann Dudek, starb 1910. Hugo Dudek nahm seinen Wohnsitz in Teplitz (Teplice in Böhmen) in der Nähe des neuen Zweiges des Firmenimperiums bei Settenz. 1895 war in Settenz bei Teplitz eine neue Zinkweißfabrik gegründet worden, die zunächst als Zweigbetrieb „Gebrüder Dudek“ firmierte.
Die Profite, die J. H. Dudek in der Bernsdorfer Hütte gemacht hatte, dienten jetzt dazu, einen Familienkonzern zu errichten. Schon 1897 konnte dem neuen Werk eine Braunkohlengrube angegliedert werden. Als im Jahre 1905 der Hütten- und Elektroingenieur Rudolf Krauße von der Zinkweißhütte Birkengang im Rheinland als technischer Direktor eingestellt wurde, begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Bernsdorfer „Ludwigshütte“.
Der Betrieb wurde in kurzer Zeit wesentlich erweitert und umgestaltet. Bisher waren je ein Zinkweißofen und ein Zinkofen betrieben worden. Nun entstand ein zweites Ofenhaus und schließlich Ofen III. Der öffentliche Weg, der noch durch das Hüttengelände geführt hatte, wurde eingezogen und die Eichgartenstraße in der heutigen Wegeführung von der Dorfaue zur Hoyerswerdaer Straße verlegt.
In der Nacht vom 13. zum 14. April 1912 zerstörte ein Großfeuer die „Alte Hütte“ bis auf die Grundmauern. Die neue „Hütte“, also der Komplex der unter Direktor Krauße errichtet worden war, blieb vom Feuer verschont. Vernichtet wurden auch ca. 150 Tonnen Zinkweiß, das für den Export nach Russland bestimmt war. Den Schaden in Höhe von 120.000 Mark zahlte die Versicherung. Bereits nach drei Monaten konnte die Produktion wieder aufgenommen werden. Das Werk erhielt eine Einbindung an die schon von der Grube Saxonia 1884 gebaute Kohlebahn nach Bernsdorf zum Bahnhof Straßgräbchen. Dieses Anschlussgleis erhielt 1911 eine zweite Einbindung unterhalb des Hüttengeländes.
1911 errichteten die Dudeks eine neue Zinkweißhütte in Settenz. Dieser Firmenkomplex wurde in den zwanziger und dreißiger Jahren in großem Maße weiter ausgebaut. Zu dem Dudek-Imperium gehörten schließlich 13 Betriebe in Deutschland und der Tschechoslowakei in denen 10 verschiedene Produkte hergestellt wurden.
Nach der Novemberrevolution vollzogen sich für die Zinkweißhütte auf den verschiedensten Gebieten z.T. wesentliche Veränderungen und Prozesse. Das begann damit, dass am 15. November 1918 auch zwei Vertreter der Ludwigshütte in den Bernsdorfer Arbeiterrat gewählt wurden:
Otto Gretschel und Paul Körner. Das wäre vorher undenkbar gewesen. Die Familie Dudek — Besitzer der Bernsdorfer „Ludwigshütte“ und der Zinkweißhütte in Settenz bei Teplitz in Nordböhmen, besaß bis 1911 bzw. 1918 ohne Zweifel eine Machtstellung im Ort und auch im Kreis. Max Dudek war von 1896 bis 1911 Amts- und Gemeindevorsteher, Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses.
Bis zu seiner Übersiedlung nach Dresden-Blasewitz 1911 hatte er auch den Vorsitz im Kriegerverein und im alten Turnverein von 1881, zwei bedeutende und einflussreiche Vereine in Bernsdorf.
Der am 10. März 1911 von der Regierung ernannte neue Amts- und Gemeindevorsteher Heinrich Popella war unter Max Dudek Sekretär der Gemeindeverwaltung und Vertrauter Dudeks.
Ältere Bernsdorfer waren der Meinung, durch Max Dudek (Zinkweißhütte), Max Hoffmann (Tafelglashütte) und Ernst Uhlich (Eisenwerk) seien alle entscheidenden Probleme des Ortes schon im Vorfeld entschieden worden, ehe sie in den zuständigen Gremien beraten wurden.
Vertreter der Interessen der Firma J. H. Dudek Söhne in der Gemeinde wurde in der Weimarer Zeit der Direktor und technische Leiter der „Ludwigshütte“ Rudolf Krauße, der 1919 und 1929 in die Gemeindevertretung gewählt wurde. 1924 verfehlte er einen Abgeordnetensitz, obwohl er auf der bürgerlichen Kandidatenliste stand. Er vertrat mit dem Direktor der Aktienhütte Georg Steglich jetzt die Interessen der beiden Firmen „Ludwigshütte“ und Aktienhütte.
Aber das war eben der Unterschied zur Kaiserzeit, wo Dudek, Hoffmann und Uhlich direkten Einfluss auf die Kommunal- und Kreispolitik nehmen konnten.
Die beiden Werke der Firma „J. H. Dudek Söhne“ — die „Ludwigshütte“ in Bernsdorf und die Zinkweißhütte in Settenz — erfuhren aus kleinen Anfängen heraus eine rasche Aufwärtsentwicklung.
Schon 1911 wurde das Settenzer Werk durch eine Zinkhütte erweitert. In der Zeit der Weimarer Republik verlagerte sich der Schwerpunkt des Dudekschen Unternehmens mehr und mehr nach Böhmen. Settenz (1895 gegründet) war zunächst ein Zweigbetrieb der Bernsdorfer Hütte unter der Bezeichnung „Gebrüder Dudek“.
Zwei Jahre später (1913) kam eine Braunkohlengrube hinzu.
1927 erfolgte die Eingliederung der Gewerkschaft Gabe Gottes Zeche in Altendorf bei Römerstadt mit ihrem Zink- und Bleierzvorkommen. Und ein Jahr später errichtete die Firma in Settenz ein Zinkwalzwerk. Ende des ersten Weltkrieges entstand 1918 die Tschechoslowakische Republik. Aus politischen Gründen wurde die Firma in Settenz nach der Beendigung des Weltkrieges in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ein Mitglied der Firma „Gebrüder Dudek“ soll aus diesem Grunde auch die tschechische Staatsbürgerschaft angenommen haben. Der Aktienbesitz blieb aber vollständig bei der Familie Dudek. Diesem Wachstum des Dudekschen Wirtschaftsimperiums setzte sich auch in den folgenden Jahren fort. Obwohl es den selbstgewählten historischen Rahmen überschreitet, soll kurz eine Zusammenstellung aus dem Jahre 1941 den schließlichen Umfang der Firmen der Familie Dudek dokumentieren:
1. Bernsdorf | „Ludwigshütte“: Zinkweißhütte, Zinkhütte |
2. Settenz | Zinkfarbenfabrik |
Zinkhütte | |
Zinkwalzwerk | |
Erzaufbereitung | |
Aluminiumsulfathütte | |
Erzröst- und Sinteranlage Außig | |
Braunkohlenbergbau mit dem Jaroslaw-Schacht Widobl und dem Hugo-Schacht Settenz mit Schwelkokerei | |
Blei- und Zinkerz-Gewerkschaft Gabe Gottes Zeche Karlsdorf/Sitz Außig mit dem Gabe Gottes Schacht Neudorf/Altvater | |
Zinkhütte Kutterschitz G.m.b.H. mit der Zinkhütten-Betriebsgemeinschaft Werk Kutterschitz und der Industriewerk Kutterschitz G.m.b.H. |
Mit dieser Aufstellung wird sichtbar, dass die „Ludwigshütte“ Bernsdorf zwar die Keimzelle dieses Großunternehmens Dudek/Söhne, aber längst ein Betrieb unter mehreren geworden war. Der Schwerpunkt hatte sich nach Böhmen verlagert. Die Produktion des Firmenkomplexes waren: Zinkweiß, Zinkoxid, Zinkstaub, Zink in Barren und als Halbzeug, Schwelkoks, Teer und Braunkohle.
In dieser Aufstellung fehlt allerdings ein wichtiger Betrieb: Die „Aktiengesellschaft für Glasfabrikation vorm. Gebrüder Hoffmann, Bernsdorf/Oberlausitz“. Von dem Aktienkapital zunächst in Höhe von 1.055.000 RM lag die Mehrheit in den Händen der Familie Dudek. In den zwanziger Jahren wurde es mehrfach erhöht. Max Dudek war ab 1925 Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Die Familie Dudek soll auch an weiteren größeren Unternehmen beteiligt gewesen sein, z.B. am größten Braunkohlenunternehmen der Niederlausitz und des Kreises Hoyerswerda in der Zeit der Weimarer Republik, der Ilse Bergbau AG. Deren Generaldirektor Dr. Ing. eh. Gottlob Schumann, der einen beträchtlichen Einfluss in Industrie- und Bankkreisen und auch in Politikerkreisen besaß, war in den zwanziger Jahren bis zu seinem Tode 1929 Mitglied des Aufsichtsrates der Bernsdorfer Aktienhütte.
Mit der Familie Schumann waren die Dudeks außerdem durch Verwandtschaft eng liiert. Ilse Dudek war mit dem Geheimen Regierungsrat Dr. jur. Herbert Schumann verheiratet. Die Familien Hoffmann, Dudek und Krauße waren nicht nur durch Unternehmerinteressen miteinander verbunden, sie waren auch verwandt und verschwägert. Adele Dudek, die Frau von Max Dudek war eine geborene Krauße und die Frau Max Hoffmanns (Tafelglashütte) war ebenfalls eine geborene Krauße. Der zweite Sohn von Max Hoffmann, Walter Hoffmann, war mit Hilde Hoffmann, geborene Weiland verheiratet. Max Hoffmann war bis zu seinem Tode 1925 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft für Glasfabrikation vorm. Gebrüder Hoffmann. Es gab also weitreichende Verbindungen und Beziehungen zur Ilse Bergbau AG, besonders zur Grubendirektion der Grube Erika, deren Direktor Gustav Weiland war.
Weiland war Abgeordneter des Kreistages Hoyerswerda und des Kreisausschusses und enger Vertrauter des Landrates Dr. Lenoir.
Heiratspolitik war eben auch Politik — Machtpolitik.
Aus diesen Beispielen wird die in Jahrzehnten gewachsene wirtschaftliche Macht und der Einfluss der Dudeks deutlich, die sich von der lokalen Ebene in den ersten Jahrzehnten dann in den Jahren der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“ auf einer höheren Ebene fortsetzte. Deshalb wurde auch mit Bedacht Dresden zum Hauptsitz der Firma gemacht.
Die Werke in Bernsdorf und Settenz waren Zweigniederlassungen, geführt von Mitgliedern der Familie Dudek.
In der Weimarer Republik gab es zur Regulierung des deutschen Zinkweißmarktes die „Vereinigung Deutscher Zinkweißfabriken“ (V.D.Z.) mit Sitz in Oberhausen im Rheinland. Dieses Kartell hatte die Aufgabe Absatz, Preisgestaltung, Produktionsmenge, Kreditvergabe und Marktanteile zu bestimmen. Dabei ging es nicht nur um den nationalen Markt, sondern auch um die europäischen Märkte und die in Übersee. Ihm gehörten einmal die alten Unternehmen an, die am Rhein angesiedelt waren und bisher den Markt beherrschten. Dazu kam jetzt auch die Firma J. H. Dudek Söhne, eine Hamburger Firma und eine aus Ohlau in Schlesien.
Dudek als einer der damals schon bedeutendsten Zinkweißproduzenten Deutschlands trat dieser Vereinigung bei, weil der Konkurrenzkampf gegen das Kartell wenig Aussicht auf Erfolg hatte.
In Dresden, also am Hauptsitz der Firma Dudek, wurde eine der beiden Verkaufsstellen der V.D.Z. angesiedelt und durch Dudek besetzt. In dieser Entscheidung über den Standort Dresden drückt sich die Stellung und der Einfluss des Dudekschen Unternehmens mit den Niederlassungen in Bernsdorf und Settenz im Kartell aus.
Der V.D.Z. gehörten an:
1. Aktiengesellschaft für Zinkindustrie vorm. Wilh. Grillo, Hamborn am Rhein
2. Bergmann & Simons, Köln-Mühlheim am Rhein
3. Lindgens & Söhne, Köln-Mühlheim am Rhein
4. J .H. Dudek Söhne, Dresden-Blasewitz
5. C. T. Löbbecke & Co, Ohlau in Schlesien
6. Gebrüder Rhodius, Burgbrohl, Bez. Koblenz
7. Zinkhütte Hamburg AG, Hamburg-Billbrook
Diese Unternehmen hatten in vielen Ländern Europas ihre Vertreter.
1925 belieferte die Firma J. H. Dudek Söhne Kunden in 13 europäischen Ländern und in New York.
Hauptabnehmer des Bernsdorfer Unternehmens waren vor allem die skandinavischen Länder. In Finnland war es Marktführer.
Im Zeitraum von 1925 bis zum Juni 1926 exportierten z.B. Unternehmen der V.D.Z. ihre Produkte in folgender Höhe:
1. | Löbbecke | für | 5.104.000 RM |
2. | Grillo | für | 4.115.755 RM |
3. | Dudek | für | 2.565.183 RM |
4. | Bergmann | für | 1.496.900 RM |
5. | Lindgens | für | 850.722 RM |
6. | Rhodius | für | 484.230 RM |
Die Firma J. H. Dudek Söhne, Dresden-Blasewitz, belieferte in diesem Zeitraum 153 Auslandskunden, die 5.000 kg und mehr bezogen haben.
Im Inland verfügte die J. H. Dudek Söhne über ein Netz von 16 Kundenbezirken mit 767 Abnehmern. Die Kunden der Zweigniederlassung Settenz in Böhmen sind hier nicht erfasst. Dazu kommen noch 35 Firmen mit Direktbezug aus der Ludwigshütte.
Die 10 besten Vertreterbezirke waren Leipzig mit 173, Dresden mit 109, Würzburg mit 87, Berlin mit 51, Breslau mit 50, Nürnberg mit 46, München mit 45, Erfurt mit 44, Stuttgart mit 37 und Cassel (Kassel) mit 34 Kunden. Schlusslicht war Lübeck mit einem Abnehmer.
Zu den 35 Firmen, die ihre Produkte direkt aus Bernsdorf vom Werk bezogen, gehörten z.B. Schering, Siemens & Halske, das Kabelwerk Oberspree und die Reichsdruckerei in Berlin, Continental Hannover, aus Jena das Glaswerk Schott und Genossen.
Aus unserer Heimat wären zu nennen die „Osram GmbH“ und die „Vereinigten Lausitzer Glaswerke AG“ in Weißwasser, die „Christoph und Unmack“ Aktiengesellschaft in Niesky, die „Niederlausitzer Glaswerke Antoninenhütte“ Großräschen, die „Haidemühler Glashüttenwerke“, die „Germania“ und die „Bismarkhütte“ in Welzow und im Kreis Hoyerswerda die „Erste Hohenbockaer Glasfabrik“. Im Dresdener Raum zählten dazu die Glasfabriken in Radeberg und Brockwitz.
Hauptabnehmer der Bernsdorfer Markenprodukte, wie z.B. „Rotsiegel“ oder „Schneeweiß“ waren in Deutschland wie auch im Ausland vor allem Lacke- und Farbenfabriken, dann Glaswerke, Bleichereien und Färbereien, Kabelwerke, Gummi- und Asbestfirmen, Celluloidfabriken, Emaillierwerke, Seifenfabriken und auch Druckereien.
Die beiden Verkaufstellen der V.D.Z. befanden sich in Oberhausen und in Dresden-Blasewitz.
Aus einer Meldung der Zweigfirma der Gebrüder Dudek AG in Settenz an die Zentrale in Oberhausen geht hervor, dass sie „Auswärtige Lager“ in folgenden Städten hatten: Mailand, Triest, Wien, Linz, Graz, Innsbruck, Budapest, Czernowitz, Brasow (Kronstadt) und Braila.
Die Absatzmärkte waren also Italien, Osterreich, Ungarn und Rumänien. Das unterstreicht die beherrschende Stellung der Firma Dudek im Kartell.
Anfang 1932 wurde in der V.D.Z. ruchbar, dass die Zweigfirma der Dudeks in Settenz „enorm hohe Lagerbestände“ im Ausland unterhalte, was nicht den Festlegungen des Kartells entsprach. In einem Schreiben des Vorsitzenden der VHZ vom 26. Februar 1932 heißt es: „Es fällt uns auf, daß bei der verhältnismäßig geringen Absatzmenge der Firma Dudek ungewöhnlich hohe Lagerbestände unterhalten werden. Dieselben machen mit den ausgewiesenen 162,5 Tonnen in etwa ein Viertel der uns insgesamt aufgegebenen Absatzmenge von 623 Tonnen aus. Bekanntlich haben seitherige V.D.Z.-Werke Lager in einem derartigen Ausmaße bei weitem nicht unterhalten…“.
In einem Antwortschreiben aus Dresden-Blasewitz vom 3. Februar 1932 nach Oberhausen begründete die Zweigfirma in Settenz die extrem hohen Lagerbestände wie folgt: „Anfang vorigen Jahres begann der Zollkrieg C.S.R. — Ungarn. Schnell legten wir vorher noch einige Waggons auf Lager.
Mitte vorigen Jahres drohte die Zolleinführung auf Zinkweiß in Österreich. Schnell legten wir vorher unsere gesamten vorverkauften Abschlüsse nach Österreich, und auch operativ noch etwas mehr nach Schätzung dessen, was wir noch zu verkaufen glaubten. Durch beide Tatsachen hatten wir nachher in Ungarn einige Lagerbestände und in Österreich sehr hohe Lagerbestände. Unmittelbar nach der Zolleinführung in Österreich, etwa 1 Monat später, setzten plötzlich die ganz enormen Devisenschwierigkeiten ein, und wir mußten selbstredend unsere Verkäufe bremsen, weil die Kunden nicht bezahlen können. Daraus erklärt es sich, daß wir am Jahresende mit erheblichen Lagerbeständen sowohl in Österreich wie teilweise in Ungarn dastehen. Dem gegenüber stehen aber fast in gleicher Höhe erhebliche Schlußrestmengen. Nun haben wir in der letzten Generalversammlung doch darauf hingewiesen… ob die V.D.Z. die gesamten Risiken sowohl hinsichtlich der Währung, wie hinsichtlich der Tatsache, daß damit alle eingehenden Gelder in Österreich und Ungarn eingefroren sind, zu übernehmen bereit ist..?“
Die V.D.Z. lehnte das ab und verlangte, dass die auswärtigen Lager aufgegeben werden sollten. Wie diese Sache ausging, geht aus dem Schriftverkehr nicht hervor.
Wie aus dieser Affäre und der Meldung aus Settenz ersichtlich, war das Absatzgebiet der Firmenniederlassung Settenz neben Österreich und Italien vor allem der Balkan mit Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien. Eigenartig an der ganzen Sache mit den „enorm hohen Lagerbeständen“ der Firma in beiden genannten Ländern ist, dass z.B. die Firma C. T. Löbbecke & Co Ohlau ebenfalls in Österreich (Wien) und Ungarn (Budapest) Zinkweiß eingelagert hatte, aber nicht solch riesige Mengen wie die Firma aus Settenz, sondern nur kleine Lagerbestände unterhielt und auch nichts über Schwierigkeiten bei der Zolleinführung in Österreich und dem Zollkrieg der C.S.R. — Ungarn berichtete.
Wozu der Konkurrenzkampf im Kartell führte, das kann man auch der Festschrift „1 00 Jahre Bernsdorfer Zinkweiß“ entnehmen.
So verschwieg Dudek „z.B. bewußt, daß der Ofen II als doppelseitiger Ofen gebaut war. Bei Betriebsbesuchen der V.D.Z. wurde streng darauf geachtet, daß der Ofen II nicht besichtigt wurde. Damit verhinderte Dudek, daß sich Außenstehende ein reales Bild der Produktionskapazität verschaffen konnte.“ („100 Jahre Bernsdorfer Zinkweiss“, 1970, 5—22).
Das Markenzeichen der Firma J. H. Dudek Söhne, die sogenannte „Vogelmarke“, die einen Wiedehopf zeigt, hat seinen Ursprung in der deutschen Deutung des Namens Dudek, der aus dem Slawischen kommt.
Dieses Markenzeichen wurde weltbekannt für ausgezeichnete Qualität. Die Produktion konnte durch verschiedene Verbesserungen im Werk, an denen die Arbeiter und Angestellten ihren Anteil hatten, im Laufe der Zeit bedeutend gesteigert werden.
Die „Ludwigshütte“ entwickelte sich schließlich zum bedeutendsten Zinkweißproduzenten Deutschlands und Österreichs.
Die führende Rolle der Firma Dudek in der Zinkweißproduktion in Deutschland wird auch dadurch dokumentiert, dass Max Dudek letztlich Vorsitzender der Vereinigung der deutschen Zinkweißfabrikanten wurde und eine gewichtige Stimme in dieser Vereinigung besaß.
In Bernsdorf besaß Max Dudek auch nach seiner Umsiedlung nach Dresden-Blasewitz bei vielen Bernsdorfern den Nimbus eines sozial handelnden Unternehmers.
In seinem Betrieb gab es Baudarlehn. Langjährige Betriebsangehörige erhielten zu bestimmter~ Anlässen als Auszeichnung eine goldene Uhr oder Geld. Bei Hochzeiten und auch bei Silber- und goldenen Hochzeiten erhielten die betreffenden Arbeiter und Angestellten Geschenke und ein bestimmter kleiner Kreis auch Weihnachtsgratifikationen. Zu besonderen Anlässen in der Gemeinde oder bei Vereinsjubiläen gab es Stiftungen (Max-Dudek-Stiftung) oder besondere Zuwendungen in Form von Geld oder Sachwerten, z.B. für den Sport, für die Kirche, für den Krieger- und den Turnverein 1881, und den Männergesangsverein oder die Ortsfeuerwehr. Eine Straße wurde nach dem scheidenden Gemeindevorsteher benannt.
Als Vorsitzender solcher Vereine wie dem Kriegerverein oder dem alten Turnverein von 1881 beeinflusste Max Dudek das Vereinsklima und damit auch das politische Klima.
Das blieb auch so nach seiner Übersiedlung nach Dresden. Einige Vereine ernannten ihn zum Ehrenvorsitzenden, so der Krieger- und der Turnverein. Zu besonderen Vereinsfesten oder Jubiläen war er auch in der Zeit der Weimarer Republik ein gesuchter Gast und Redner.
In der „Ludwigshütte“ wurde auch in der Weimarer Zeit keine aktiven Sozialdemokraten und schon gar nicht Kommunisten geduldet.
Wurde einer aktiv und versuchte die Arbeiter für die Sozialdemokratie oder für die Gewerkschaftsarbeit zu gewinnen, wie das z.B. der Schmied Otto Kotschade tat, entließ man ihn unter einem Vorwand („Arbeitseinschränkung“).
Nach durchaus glaubhaften Aussagen von ehemaligen Angehörigen der Zinkweißhütte soll es durchschnittlich zwischen drei bis acht in der SPD organisierte Mitglieder gegeben haben, die aber kaum aktiv in Erscheinung traten.
Zwischen 1918 und 1932 hat es in der „Ludwigshütte“ nicht einen Streik gegeben, während die Glasmacher der Aktienhütte sehr oft für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen oder Arbeitszeiten streikten und Solidarität zeigten und übten.
Das harte Regime, das der Gründer der Hütte, Josef Hermann Dudek eingeführt hatte, war in der Arbeitsordnung für Arbeiter vom 22. 4. 1892 fixiert worden. Davon konnten die Arbeiter ein Lied singen. Dort herrschte der Grundsatz: „Im Betrieb bestimme ich und sonst kein Anderer!“ Das ist von Karl Wimmer in seinen Lebenserinnerungen anschaulich geschildert worden.
Unter Max Dudek gab es ein flexibleres System der sozialen und politischen Beeinflussungen der Betriebsangehörigen. Er galt bei vielen seiner Arbeiter und Angestellten als sozialdenkender und handelnder Chef, der für seine Leute etwas übrig hatte.
Ein Rechtsschutz existierte aber für Arbeiter und Angestellte nicht.
Als im Januar 1932 die Firmenleitung die Absicht hatte, die gesamte Belegschaft zu entlassen, mussten die örtlichen Organe (Gemeindevorsteher, Gemeindevertretung) und das Landratsamt eingreifen, um die soziale Katastrophe zu verhindern. Nur auf Grund dieser Proteste blieb ein Teil der Arbeitsplätze erhalten.
Für die körperlich schwere Arbeit, vor allen Dingen an den Öfen, war der Verdienst nicht berauschend. Einige Beispiele: Ein Ofenmann verdiente in der M‑Schicht im Akkord 1924: 6,10 bis 9,15 Mark, ein Tagelöhner pro Stunde 50 – 60 und Tagelöhnerinnen nur 32,5 Pfennige. Von diesem Lohn gingen aber noch ab die Beiträge für die Betriebeskrankenkasse, Steuern, evt. vom Betrieb verhängte Strafen und Schadenersatzforderungen und in vielen Fällen die Miete für firmeneigene Wohnungen und die Gelder für die Pacht von werkseigenen Feldern oder Wiesen, da manche Arbeiter der Ludwigshütte noch eine kleine Landwirtschaft betrieben.
Und deshalb gab es auch eine ständige Fluktuation von Arbeitskräften, wie auch die Stammrollen und Lohnlisten bestätigen, z.B. nach dem Lautawerk oder in andere Betriebe oder Industriezweige, wie die Braunkohle.
Durch eine gewisse „Arbeiteraristokratie“ die sich im Laufe der Jahrzehnte gebildet hatte blieb aber stets eine Stammmannschaft erhalten. Nach 1926 konnten fehlende Arbeitskräfte durch Austausch mit der Aktienhütte ersetzt werden.
Etwa 70% der Zinkhüttenarbeiter waren zwar im Fabrikarbeiterverband organisiert, der auch dem Ortskartell der Freien Gewerkschaften angehörte, aber gemeinsame Aktionen mit den Arbeitern anderer Bernsdorfer Betriebe hat es nicht gegeben. Lediglich während des Kapp-Putsches beteiligten sich die Arbeiter der „Ludwigshütte“ am Generalstreik.
Zahl der Arbeitskräfte in der Zeit der Weimarer Republik
1913: | 94 | 1927: | 105 | |
1919: | 72 | 1930: | 66 (Weltwirtschaftskrise) | |
1921: | 66 | 1933: | 73, 97 und 112 | |
1924: | 84 |
Im Durchschnitt beschäftigte die Ludwigshütte etwa 80 Arbeitskräfte.
Die Arbeiterstammrolle von 1922 gibt die Möglichkeit, die Heimatorte der insgesamt 170 Arbeiter, die hier erfaßt waren, zu benennen.
Von den Beschäftigten kamen aus Bernsdorf 158, aus Grünberg und Straßgräbchen sieben (zwei/fünf), aus Großgrabe zwei, aus Neuwiednitz, Kamenz und Hohenbocka je einer.
Man kann also wohl sagen, dass es in diesem Jahr eine starke Fluktuation gab. Diese kann man auch für andere Jahre feststellen.
Wie für die Aktienhütte und das Eisenwerk ging die Weltwirtschaftskrise auch an der Zinkweißhütte nicht spurlos vorbei. Wegen Absatzmangel musste z.B. Anfang März 1932 auch hier die Produktion für Wochen stillgelegt werden. Von der Gesamtbelegschaft wurden 65 in die Arbeitslosigkeit geschickt. Die Entlassung der kleinen Restbelegschaft konnte infolge neuer Aufträge hinausgeschoben werden. Anfang November wiederholte sich die Situation. Am 1. November entließ die Firma wiederum 63 Arbeiter. Danach stabilisierte sich allmählich die Lage.
Im Zusammenhang mit den Ursachen der Inflation hatten wir unter den Folgekosten des~ Krieges auch die Zahlung von Reparationen aufgeführt. Den wenigsten Bernsdorfern ist sicher bekannt, dass hiesige Betriebe an Reparationsleistungen beteiligt waren.
Von der Zinkweißhütte wissen wir das ganz eindeutig. Hierfür liegen noch Unterlagen für Reparationslieferungen für die Zeit vom 16. Januar bis zum 30. April 1928 vor. Die Lieferungen gingen nach Frankreich. Ihre Verrechnung erfolgte über das Reichskommissariat für Reparationslieferungen in Berlin W 9, Potsdamer Straße 10/11.
Die Firmenleitung der J. H. Dudek Söhne in Dresden-Blasewitz, Regerstraße 2, übersandte die von den französischen Zollämtern in Paris (Quai de Seine), Nantes und Rouen bestätigten Reparationsgutscheine an das Reichskommissariat in Berlin und bat um Überweisung des Gegenwertes der Lieferungen in Reichsmark auf ihr Postscheckkonto.
Der Wert der Lieferungen an französische Firmen sind in F.Fr. angegeben. Das Reichskommissariat wies dann der Dudekschen Firma den Wert in Reichsmark an.
Für die Zeit vom 14. Januar bis zum 3. April 1928 erhielt die Firma für 10 Lieferungen 10.186 Reichsmark.
aus: Meusel, G. (2000): Geschichte der Stadt Bernsdorf – Von den Anfängen bis zum Endes des ersten Weltkrieges I. – 310 S.; Bernsdorf (Eigenverlag Stadt Bernsdorf).
Christian Wolkersdorfer 26. April 2007