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Gestein aus den Tie­fen der Erde – Der Ehr­wal­dit

Ehr­wal­dit aus dem Lehn­bach­gra­ben

Im Jahr 1866 beschrieb der Hei­mat­au­tor und Natur­wis­sen­schaft­ler Adolf Pich­ler, des­sen Vater Zöll­ner an der Schanz war, aus dem Lehn­bach­gra­ben („Wild­bach­stu­fe“) ein wis­sen­schaft­lich bis dato unbe­kann­tes schwar­zes, por­phyr­ähn­li­ches Gestein, dem er im Jahr 1875 den Namen Ehr­wal­dit gab.

Ehr­wal­dit kommt nicht nur im Lehn­bach­gra­ben vor, wie oft geglaubt wird, son­dern auch am Süd­ab­bruch des Wet­ter­steins, öst­lich der Birk­kar­spit­ze im Kar­wen­del und süd­lich von Imst. Übli­cher­wei­se sind die Gesteins­gän­ge ein bis zwei Meter dick und in die jün­ge­ren Kalk­stei­ne und Kie­sel­kal­ke des obe­ren Jura ein­ge­drun­gen, doch meist lie­gen in den Bächen nur noch klei­ne­re, gut gerun­de­te Bruch­stück von Man­del- oder Faust­grö­ße.

An der mine­ra­lo­gi­schen Zusam­men­set­zung des fein­kör­ni­gen Teils im Ehr­wal­dit sind Augit, Oli­vin, Kers­an­tit, Chlo­rit, Anal­cim, Nat­ro­lit und Bio­tit betei­ligt, wohin­ge­gen die grö­ße­ren Mine­ra­le Kli­no­py­ro­xen, Oli­vin und Alu­mi­ni­um-Spi­nell sind. Wie die che­mi­schen Ana­ly­sen zei­gen, besteht der Ehr­wal­dit aus 39 Pro­zent Sili­zi­um­di­oxid, 12 Pro­zent Magne­si­um­oxid, 13 Pro­zent Cal­ci­um­oxid, 11 Pro­zent Eisen­oxi­den, 3 Pro­zent Titan­oxid, 2 Pro­zent Di-Natri­um­oxid und eini­gen Spu­ren­ele­men­ten. Ähn­lich­kei­ten mit dem Ehr­wal­dit, der in 80 Kilo­me­ter Tie­fe aus glut­flüs­si­gem Gestein des Erd­man­tels ent­stan­de­nen ist, haben Gestei­ne in Süd­ost­aus­tra­li­en oder Hawaii.

Lan­ge Zeit war unter Geo­lo­gen umstrit­ten, zu wel­chem Zeit­punkt die Ehr­wal­di­te in die umge­ben­den Gestei­ne ein­ge­drun­gen sind. Daher wur­de mit der Kalium/Argon Metho­de das Gesteins­al­ter bestimmt und ein Ergeb­nis von etwa 99 Mil­lio­nen Jah­ren erhal­ten. Zu die­sem Zeit­punkt lag der obe­re hel­le­re Bereich des Wet­ter­stein­mas­sivs noch nicht auf den unte­ren dunk­len Gesteins­schich­ten, in denen die Ehr­wal­di­te vor­kom­men. Folg­lich hat­te die Gebirgs­bil­dung noch nicht ein­ge­setzt.

Eini­ge sehr schö­ne Exem­pla­re Ehr­wal­dit waren im Ehr­wal­der Hei­mat­mu­se­um aus­ge­stellt und in den Lea­li-Brun­nen an der Inns­bru­cker Stra­ße ein­ge­baut.

Chris­ti­an Wol­kers­dor­fer 26. April 2007