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Das Kraft­werk Biber­wier

Das Kraft­haus in idyl­li­scher Umge­bung im Jahr 1956.

Schon seit dem 15. Jh. wur­den in den Mie­min­ger Ber­gen in Biber­wier Blei- und Zink­er­ze abge­baut. Wie in vie­len Fäl­len, ist auch hier das ers­te Auf­fin­den von Erz sagen­um­wo­ben, und es soll damals kost­ba­res Sil­ber gewe­sen sein, das hell in den Ohren des Hir­ten geklun­gen hat.

Die Gewerk­schaft Sil­ber­leit­hen betrieb die­sen bedeu­ten­den Tiro­ler Berg­bau bis 1921. Die zurück­ge­hen­de Fün­dig­keit und die damit zusam­men­hän­gen­den wirt­schaft­li­chen Pro­ble­me führ­ten zur Stil­le­gung des Betriebs.

Die Ver­hüt­tung der Erze, die vor­nehm­lich im Unter­ta­ge­bau über Stol­len aus dem Schacht­kopf­ge­biet geför­dert wur­den, fand in der soge­nann­ten „Schmölz“ in Biber­wier statt.

Für den Antrieb der Maschi­nen wur­de seit Jahr­hun­der­ten das Was­ser des Feu­er­ba­ches (heu­te übli­cher­wei­se als Loi­sach bezeich­net) genutzt. Als der 1896 vor­ge­trie­be­ne „Max-Braun-Stol­len“ wenig Erz, aber dafür viel Was­ser zuta­ge brach­te, beschloss die Gewerk­schaft, die­ses zu nut­zen und bei den Auf­be­rei­tungs­an­la­gen ein Kraft­werk für die Strom­erzeu­gung zu errich­ten. 1903 wur­de das ein­ge­reich­te Pro­jekt von der Bezirks­haupt­mann­schaft Reut­te geneh­migt und das Werk gebaut. Das aus­nutz­ba­re Gefäl­le von etwa 220 m brach­te schon damals eine Leis­tung von 80 kW und gestat­te­te einen effi­zi­en­te­ren und vor allem zuver­läs­si­ge­ren Betrieb der Berg­werks­an­la­gen.

Die ursprüng­li­che Kraft­werks­an­la­ge

Nach­dem der Abbau 1921 end­gül­tig ein­ge­stellt wur­de, ging auch das Kraft­werk zunächst in ande­re Hän­de über und konn­te schließ­lich im Juni 1940 von der Markt­ge­mein­de Reut­te zusam­men mit den ande­ren Bau­lich­kei­ten der „Schmölz“ samt Grund­stü­cken erwor­ben wer­den. Das Kraft­werk ver­sorg­te noch vie­le Jah­re die Orte Biber­wier, Ler­moos und Ehr­wald und speist seit 1940 in das öffent­li­che Netz ein.

Die ursprüng­li­chen maschi­nel­len und elek­tri­schen Anla­gen sind nicht mehr vor­han­den. Sie wur­den 1921 bzw. 1934 durch neue ersetzt.

1956 wur­de das Kraft­haus auf­ge­stockt und im Ober­ge­schoss die 25-kV-Schalt­an­la­ge des UW-Biber­wier ein­ge­baut.

Kur­ze Beschrei­bung

Die Anla­ge erzeugt heu­te 450.000 kWh im Jahr.

Die Was­ser­zu­füh­rung erfolgt im „Max-Braun-Stol­len“, der inzwi­schen nicht mehr zugäng­lich ist. Bis vor ca. 10 Jah­ren wur­de er auf einer Län­ge von ca. 500 m offen­ge­hal­ten. Die Auf­wen­dun­gen hier­für waren in dem teil­wei­se brü­chi­gen Gestein beträcht­lich.

Unmit­tel­bar beim Stol­len­aus­gang befin­det sich ein beto­nier­tes Was­ser­re­ser­voir mit 740 m³ Inhalt. Über eine im Boden ver­leg­te Guss­rohr­lei­tung von 200 mm Durch­mes­ser wird das Trieb­was­ser mit einem Gefäl­le von 220 m dem Kraft­werk im Tal zuge­führt. Das abge­ar­bei­te­te Was­ser wird wie­der unmit­tel­bar dem Feu­er­bach zuge­lei­tet. Instal­liert ist eine klei­ne Pel­ton­tur­bi­ne, gekop­pelt mit einem Nie­der­span­nungs-Dreh­strom-Syn­chron­ge­ne­ra­tor.

Daten

Lauf­kraft­werk, erbaut 1903

Bau­lich

Aus­lei­tung der Gru­ben­wäs­ser in einen Beton­be­häl­ter 740 m³ mit Neben­aus­lauf (Über­lauf)
Ein­lauf-Druck­rohr­lei­tung NW 400 mm – 250 mm

Druck­rohr­lei­tung zum Kraft­werk

aus Guss­roh­ren, Durch­mes­ser 250 – 200 mm, Län­ge = 1.088 m
Kraft­haus mit Trans­for­ma­tor­raum, Län­ge = 12,5 m, Brei­te = 6,5 m
UW-Kanal und Leer­schuss­lei­tung mit Ener­gie­ver­nich­ter

Hydrau­lisch
Das Kraft­haus heu­te. Im Ober­ge­schoss die 25-kV-Schalt­an­la­ge.

Gewäs­ser                                Quel­le
Mittl. nutz­ba­rer Zufluss             0,039 m³/s (2.340 L/min)
Aus­bau­zu­fluss                          0,047 m³/s (2.820 L/min)
Ein­zugs­ge­biet                          unbe­kannt (Sil­ber­lei­t­he)
Mittl. Fall­hö­he                          220 m

Elek­trisch

Eng­pass­leis­tung                       80 kW
Regel­ar­beits­ver­mö­gen (RAV)    450 MWh
RAV Win­ter­be­triebs­jahr            190 MWh
Anzahl der Maschi­nen­sät­ze       1
Jahr der Inbe­trieb­nah­me           1903
Tur­bi­nen                                  Pel­ton (1934)
Tur­bi­nen­leis­tung                       85 kW
Gene­ra­tor Typ                          DS-Sy (1934)
Gene­ra­tor­leis­tung                     90 kVA
Gene­ra­tor-Nenn­span­nung         400 V

Aus Fir­men­bro­schü­re EWR, Sei­ten 54 – 56 19. Juni 2023