Schon seit dem 15. Jh. wurden in den Mieminger Bergen in Biberwier Blei- und Zinkerze abgebaut. Wie in vielen Fällen, ist auch hier das erste Auffinden von Erz sagenumwoben, und es soll damals kostbares Silber gewesen sein, das hell in den Ohren des Hirten geklungen hat.
Die Gewerkschaft Silberleithen betrieb diesen bedeutenden Tiroler Bergbau bis 1921. Die zurückgehende Fündigkeit und die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Probleme führten zur Stillegung des Betriebs.
Die Verhüttung der Erze, die vornehmlich im Untertagebau über Stollen aus dem Schachtkopfgebiet gefördert wurden, fand in der sogenannten „Schmölz“ in Biberwier statt.
Für den Antrieb der Maschinen wurde seit Jahrhunderten das Wasser des Feuerbaches (heute üblicherweise als Loisach bezeichnet) genutzt. Als der 1896 vorgetriebene „Max-Braun-Stollen“ wenig Erz, aber dafür viel Wasser zutage brachte, beschloss die Gewerkschaft, dieses zu nutzen und bei den Aufbereitungsanlagen ein Kraftwerk für die Stromerzeugung zu errichten. 1903 wurde das eingereichte Projekt von der Bezirkshauptmannschaft Reutte genehmigt und das Werk gebaut. Das ausnutzbare Gefälle von etwa 220 m brachte schon damals eine Leistung von 80 kW und gestattete einen effizienteren und vor allem zuverlässigeren Betrieb der Bergwerksanlagen.
Nachdem der Abbau 1921 endgültig eingestellt wurde, ging auch das Kraftwerk zunächst in andere Hände über und konnte schließlich im Juni 1940 von der Marktgemeinde Reutte zusammen mit den anderen Baulichkeiten der „Schmölz“ samt Grundstücken erworben werden. Das Kraftwerk versorgte noch viele Jahre die Orte Biberwier, Lermoos und Ehrwald und speist seit 1940 in das öffentliche Netz ein.
Die ursprünglichen maschinellen und elektrischen Anlagen sind nicht mehr vorhanden. Sie wurden 1921 bzw. 1934 durch neue ersetzt.
1956 wurde das Krafthaus aufgestockt und im Obergeschoss die 25-kV-Schaltanlage des UW-Biberwier eingebaut.
Kurze Beschreibung
Die Wasserzuführung erfolgt im „Max-Braun-Stollen“, der inzwischen nicht mehr zugänglich ist. Bis vor ca. 10 Jahren wurde er auf einer Länge von ca. 500 m offengehalten. Die Aufwendungen hierfür waren in dem teilweise brüchigen Gestein beträchtlich.
Unmittelbar beim Stollenausgang befindet sich ein betoniertes Wasserreservoir mit 740 m³ Inhalt. Über eine im Boden verlegte Gussrohrleitung von 200 mm Durchmesser wird das Triebwasser mit einem Gefälle von 220 m dem Kraftwerk im Tal zugeführt. Das abgearbeitete Wasser wird wieder unmittelbar dem Feuerbach zugeleitet. Installiert ist eine kleine Peltonturbine, gekoppelt mit einem Niederspannungs-Drehstrom-Synchrongenerator.
Daten
Laufkraftwerk, erbaut 1903
Baulich
Ausleitung der Grubenwässer in einen Betonbehälter 740 m³ mit Nebenauslauf (Überlauf)
Einlauf-Druckrohrleitung NW 400 mm – 250 mm
Druckrohrleitung zum Kraftwerk
aus Gussrohren, Durchmesser 250 – 200 mm, Länge = 1.088 m
Krafthaus mit Transformatorraum, Länge = 12,5 m, Breite = 6,5 m
UW-Kanal und Leerschussleitung mit Energievernichter
Hydraulisch
Gewässer Quelle
Mittl. nutzbarer Zufluss 0,039 m³/s (2.340 L/min)
Ausbauzufluss 0,047 m³/s (2.820 L/min)
Einzugsgebiet unbekannt (Silberleithe)
Mittl. Fallhöhe 220 m
Elektrisch
Engpassleistung 80 kW
Regelarbeitsvermögen (RAV) 450 MWh
RAV Winterbetriebsjahr 190 MWh
Anzahl der Maschinensätze 1
Jahr der Inbetriebnahme 1903
Turbinen Pelton (1934)
Turbinenleistung 85 kW
Generator Typ DS-Sy (1934)
Generatorleistung 90 kVA
Generator-Nennspannung 400 V
Aus Firmenbroschüre EWR, Seiten 54 – 56 19. Juni 2023