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Kur­ze Dar­stel­lung des Berg­bau­es im Ram­mels­ber­ge und der Hüt­ten­pro­zes­se am Com­mu­ni­on-Unter­har­ze

von Bru­no Kerl, Hüt­ten­meis­ter und Leh­rer an der Berg­schu­le zu Claus­thal

Der Ram­mels­berg­sche Berg­bau

In den Grau­wa­cken­schie­fern des ¼ Stun­de süd­lich von Gos­lar sich erhe­ben­den Ram­mels­ber­ges ist das Erz in der unge­fäh­ren Gestalt einer Lin­se so ein­ge­la­gert, daß die Län­ge der­sel­ben an 300 Lach­ter bei einer Rich­tung von Ost nach West beträgt, die größ­te Dicke (Mäch­tig­keit), wel­che im öst­li­chen Fel­de liegt, aber 35—40 Lach­ter. Die Teu­fe, wel­che zu Tage aus­ge­gan­gen ist, ver­flächt sich im Süden mit 45—60°, und zwar im west­li­chen Fel­de weni­ger steil, als im öst­li­chen. Bei einer Tie­fe von etwa 62 Lach­tern spal­tet sich die Lager­stät­te und läuft in 2 Gabeln aus. Die obe­re nennt man das Hang­en­de, die unte­re das lie­gen­de Trumm. Zwi­schen bei­den liegt tau­bes Gestein. Das hang­en­de Trumm hört bei 24 Lach­ter Tie­fe ganz auf (keilt sich aus), wäh­rend das lie­gen­de in die Tie­fe fort­setzt und sei­ne End­schaft noch nicht erreicht ist.

Man nimmt gewöhn­lich an, daß sich der Betrieb des Ram­mels­ber­ges noch 200 Jah­re erhal­ten las­sen wird, wenn man den­sel­ben in der bis­he­ri­gen Wei­se fort­führt.

Die Erze kom­men meist ganz derb vor und bestehen aus Gemen­gen von Metall­schwe­fe­lun­gen, mit denen wohl erdi­ge Fos­si­li­en (Schwer­spath, Kalk­s­path, sel­ten Quarz) innig ver­wach­sen sind, die sich zuwei­len in schma­len Klüf­ten (Stein­schei­den) des Lagers in Beglei­tung von gedie­ge­nem Kup­fer, Roth­kup­fer­erz, Kup­fer­kies, Bunt­kup­fer­erz, Fahl­erz und Blei­glanz aus­schei­den. An den Gren­zen des Lagers im Hang­en­den ist das Erz mit dem Thon­schie­fer ver­wach­sen; man nennt die­se Par­t­hien Kniest.

Fol­gen­de Erz­ar­ten wer­den geför­dert:

    1) Kup­fer­er­ze, ein Gemen­ge von Kup­fer­kies, Schwe­fel­kies und Arse­nik­kies mit 4—6% Kup­fer und ⅛—¼ Loth Sil­ber­ge­halt im gerös­te­ten Zustan­de.
    2) Blei­er­ze, im Lie­gen­den im öst­li­chen Fel­de, und zwar je nach den Bei­men­gun­gen:
    3) Melir­te Erze mit 4—6% Blei. Gemen­ge von Kup­fer- und Blei­er­zen, am Hang­en­den des Lagers.

    Als Pro­duk­te secun­dä­ren Ursprungs, wel­che der Ram­mels­berg noch lie­fert, sind anzu­füh­ren:

    1) Brand­staub, Gemen­ge von Erz­klein, Koh­le und Schie­fer­stück­chen, beim Feu­er­set­zen erzeugt; wird nach dem Ver­wa­schen mit den Blei- und Kup­fer­er­zen ver­ar­bei­tet.
    2) Kup­fer­rauch, sonst wohl Alter Mann genannt, von vitrio­li­schen Gewäs­sern imprä­gnir­te, erhär­te­te Par­t­hien von Erz- und Schie­fert­heil­chen, womit die aus­ge­haue­nen Räu­me in frü­he­ren Zei­ten ver­setzt wor­den sind.

    Die Gewin­nung des Erzes geschieht durch Feu­er­set­zen mit­telst Förs­ten­bau­es und durch Boh­ren und Schie­ßen mit­telst Förs­ten­bau­es auf die fol­gen­de Wei­se: Man geht vom Schach­te ab in Ent­fer­nun­gen von 9—10 Lach­tern mit Quer­schlä­gen bis ans Erz­la­ger, treibt im Strei­chen des­sel­ben, halb im Thon­schie­fer, halb im Erze eine Stre­cke und setzt im Hang­en­den der­sel­ben nach und nach einen Holz­stoß (Schrank) neben den andern. Gewöhn­lich nimmt man zu einem Bran­de 2—3 Schrän­ke. Das Holz wird mög­lichst rasch ange­brannt, wobei die Flam­me gegen das Hang­en­de schlägt und durch das plötz­li­che Erwär­men das Gestein zur Ablö­sung bringt. Nach­dem die lose hän­gen­den Gesteins­läs­te am drit­ten Tage nach­her mit­telst Brech­stan­gen her­ein­ge­won­nen sind, zeigt sich das Hang­en­de bogen­för­mig aus­ge­höhlt. Weil man die Brän­de, des erfor­der­li­chen Luft­zu­tritts wegen, immer in 10—12 Zoll Ent­fer­nung über der Soh­le anfan­gen läßt, so bleibt auf der­sel­ben ein eben so hoher, von der Flam­me nicht getrof­fener Erz­keil ste­hen, wel­cher durch Boh­ren und Schies­sen (Nach­schie­ßen der Stro­ßen) weg­ge­nom­men wird, um wie­der Raum zum Feu­er­set­zen zu gewin­nen.

    Nach­dem nun auch die Stre­cke nach oben durch einen Förs­ten­bau mit­telst Boh­rens und Schie­ßens erwei­tert ist, bringt man die­sel­be in Maue­rung und fährt dann fort, das Lager mit­telst Querbau’s durch Feu­er­set­zen vom Lie­gen­den nach dem Hangen­den zu und nach oben hin mit­telst Förs­ten­bau­es durch Boh­ren und Schie­ßen abzu­bau­en. Damit die ent­stan­de­nen Wei­ten nicht zu groß wer­den, führt man von Zeit zu Zeit par­al­lel mit der gemau­er­ten Grund­stre­cke ver­ti­ka­le Mau­ern auf, deren Zwi­schen­räu­me mit tau­ben Gestein ver­stürzt wer­den, nur läßt man in gewis­sen Ent­fer­nun­gen mit der Grund­stre­cke, auf wel­cher die För­de­rung nach dem Schach­te geschieht, com­mu­ni­ci­ren­de Schäch­te offen, durch wel­che die Erze von den Abbau­punc­ten her­ab­ge­stürzt wer­den.

    Auf die­se Wei­se geht man seit­wärts bis zur Gren­ze des Lagers und nach oben bis nahe an die dar­über lie­gen­de Eta­ge mit der Vor­sicht, daß man einen Erz­de­ckel ste­hen läßt, der dann mit­telst Orts­be­trie­bes mit Getrie­be weg­ge­nom­men wird. Damit man mög­lichst wenig sol­cher Erz­de­ckel weg­zu­neh­men hat, – was immer mit Schwie­rigkeiten ver­bun­den ist, weil sich dar­über alter Mann befin­det, – läßt man in den ein­zel­nen Eta­gen Erz­pfei­ler in sol­cher Anord­nung ste­hen, daß ein trep­pen­för­mi­ger Ab­bau ent­steht.

    Nur auf den Tief­bau­en ist die­ser regel­mä­ßi­ge Abbau vor­ge­rich­tet, auf den obe­ren Bau­en müs­sen die Erz­part­hien, wel­che die Vor­fah­ren ste­hen gelas­sen haben, so gut es gehn will weg­ge­nom­men wer­den, wobei man durch öfte­res Auf­mau­ern von Unter­stützungspfeilern die Wei­ten vor dem Zubru­che­ge­hen schützt. Das hang­en­de Trum ist zum größ­ten Theil schon abge­baut.

    Zur Ent­fer­nung des beim Feu­er­set­zen ent­ste­hen­den Rau­ches sind an ver­schie­de­nen Stel­len Wet­ter­ör­ter vor­han­den, wel­che mit am Ram­mels­ber­ge aus­mün­den­den 4 Wetter­schächten (Schorn­stei­nen) in Ver­bin­dung ste­hen, näm­lich dem Sere­niss. Tiefs­ten, Nach­tigaller, Voigt­schen und Lüder­fül­ler Wet­ter­schacht. Für letz­te­ren, wel­cher vor eini­gen Jah­ren aus­ge­brannt ist, benutzt man den Wink­ler Wet­ter­schacht. Die durch das Feu­ern erwärm­te Luft trock­net beim Durch­zie­hen durch die alten abge­bau­ten Räu­me deren Ver­set­zungs­mas­se (Kup­fer­rauch) aus und ver­hin­dert dadurch das Her­ab­stür­zen der­selben.

    Die her­ein­ge­nom­me­nen grö­ße­ren Erz­stü­cke wer­den zer­schla­gen und schon in der Gru­be nach ihrer Qua­li­tät in Kup­fer­erz, Blei­erz, melier­tes Erz und Kniest und nach ihrem Volu­men in Stuf­ferz und klei­nes Erz sepa­rirt, wel­che Schei­dung über Tage voll­endet wird. Beim Auf­stür­zen auf die Hal­de wird das Erz theil­wei­se zer­drückt, die klei­nern Stü­cke wer­den als­dann unter dem Namen Berg­kern aus­ge­hal­ten. Der Brand­staub, mit Koh­le und Asche gemeng­tes Erz­klein, wird über Tage einer wei­te­ren Sepa­ra­ti­on durch schräg gestell­te Sie­be unter­wor­fen. Das Sieb­gro­be gie­bt Wasch­kern, das Sieb­fei­ne aber, nach­dem das­sel­be durch Ver­wa­schen in einem Geren­ne von Koh­len- und Aschent­hei­len befreit ist, auf Hand­setz­ma­schi­nen Gräu­pel und (im Fas­se) Schlieg. Die­se Erz­sor­ten wer­den in Scher­ben­höh­len nach den ein­zel­nen Hüt­ten auf der Axt ange­fah­ren.

    Maa­ßen und Gewich­te

    1 Han­no­vr. Fuß = 12 Zoll à 12 Lini­en = 0,2921 Met.
    1 Lach­ter = 8 Spann a 10 Zoll a 10 Thei­le = 6,5725 Hann. Fuß = 1,9198 Meter.
    1 Hann. Cubik­fuß = 0,02492 Cubik­me­ter.
    1 Scher­ben = 4 Cubik­fuß 526 ½ Cubik­zoll Han.
    1 Bal­gen = 3 Cubik­fuß.
    1 Karr. Koh­len = 10 Maaß a 10 Cubik­fuß.
    1 Mal­ter = 80 Cubik­fuß.
    1 Schock = 60 Stück.
    1 Cent­ner = 100 Pfd. a 32 Lth. a 4 Quetch. = 46,7711 Kilo­gramm.

    aus Zscho­cke, Karl & Preu­schen, Ernst (1932): Das urzeit­li­che Berg­bau­ge­biet von Mühl­bach-Bischofs­ho­fen. – Mate­ria­li­en zur Urge­schich­te Öster­reichs Band 6; S. 250 – 252; Wien.
    aus Berg- und hüt­ten­män­ni­sche Zei­tung [Frei­berg] 1853; Aus­zug der auf das Feu­er­set­zen bezüg­li­chen Stel­len.