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Startseite » Dokumentation » Reviere » Igelskar (Ehrwald) » Zur Geschichte der Zinkweißhütte, auch „Ludwigshütte“ genannt, bis zum Vorabend des ersten Weltkrieges

Zur Geschich­te der Zink­weiß­hüt­te, auch „Lud­wigs­hüt­te“ genannt, bis zum Vor­abend des ers­ten Welt­krie­ges

Die Zink­weiß­hüt­te ist der ein­zi­ge Betrieb Berns­dorfs, der mit Beginn der Grün­der­jah­re 1870/71 in die Orts­ge­schich­te ein­trat und zu einem bedeu­ten­den Unter­neh­men wur­de.

Die Zink­weiß­hüt­te und die Zink­weiß­pro­duk­ti­on neh­men in der Geschich­te der Berns­dor­fer Indus­trie eine Son­der­stel­lung ein. Sie ist ers­tens kei­ne für die Lau­sitz typi­sche Indus­trie, die wie die Glas­hüt­ten, Eisen­wer­ke, Koh­len­gru­ben oder Glas­sand­schach­te auf den Boden­schät­zen der Lau­sitz wie Glas­sand, Koh­le, Rasen­ei­sen­erz oder auch auf dem Wald­reich­tum beru­hen, obwohl sie durch­aus auch davon pro­fi­tier­te.

Sie ist weit und breit auch die ein­zi­ge ihrer Art geblie­ben. Zwei­tens blieb sie das von der Arbei­ter­zahl her kleins­te der bedeu­ten­den Unter­neh­men unse­res Ortes. Und drit­tens gehört sie über­haupt zu den jün­ge­ren Indus­trie­zwei­gen, um die Mit­te des 19. Jahr­hun­derts ent­stan­den. Die nächs­ten Zen­tren die­ser Pro­duk­ti­on und damit der Kon­kur­renz lagen weit­ab in Ober­schle­si­en, im Rhein­land und in Bel­gi­en.

Was den jun­gen ober­schle­si­schen Hüt­ten­in­ge­nieur Joseph Her­mann Dudek ver­an­laß­te, die ehe­ma­li­ge Glas­hüt­te, die „Lud­wigs­hüt­te“, 1869 zu kau­fen, lässt sich nur ver­mu­ten. Er brach­te trotz sei­ner 26 Jah­re aus Hüt­ten­wer­ken in Ober­schle­si­en schon recht gro­ße Erfah­run­gen mit und besaß, wie sich noch her­aus­stel­len soll­te, Durch­set­zungs­ver­mö­gen, Beharr­lich­keit und Aus­dau­er. Dazu kam ein aus­ge­spro­che­nes Gespür für die Anwen­dung des Prin­zips von Zucker­brot und Peit­sche gegen­über sei­nen Arbei­tern.

Auf einer Inspek­ti­ons­rei­se durch Deutsch­land war er auch auf Berns­dorf gesto­ßen und ent­schied sich, hier das Grund­stück und die Gebäu­de der „Lud­wigs­hüt­te“ für ein eige­nes Unter­neh­men zu erwer­ben. Da er hier kein in der Zink­weiß­pro­duk­ti­on geschul­tes Per­so­nal vor­fand, vor­fin­den konn­te, hol­te er sich die­ses aus Ober­schle­si­en her. Um die Pro­duk­ti­ons­an­la­gen errich­ten zu kön­nen, ver­kauf­te Dudek ein Patent, da das not­wen­di­ge Kapi­tal nicht vor­han­den war.

Die poli­ti­sche Situa­ti­on die­ser Zeit war gekenn­zeich­net durch die sich anbah­nen­de natio­na­le Eini­gung von oben. Die Schaf­fung des nord­deut­schen Bun­des 1867 war ein ent­schei­den­der Schritt dazu. Auch die wirt­schaft­li­che Eini­gung stand vor der Voll­endung. Der Kon­zen­tra­ti­ons­pro­zess in der Wirt­schaft ging rasch vor­an. Inso­fern war die Lage für die Grün­dung eines neu­en Unter­neh­mens nicht ungüns­tig. Ledig­lich die feh­len­de Eisen­bahn­ver­bin­dung war ein Minus in der Kal­ku­la­ti­on.

Wie in dem Abschnitt über die Anfän­ge des Braun­koh­len­berg­baus um Berns­dorf dar­ge­stellt, gab es mit den Gru­ben „Fried­richs­glück“, „Zie­then“, „Con­stan­tia“, und nach 1 870/71 mit den Gru­ben „Ama­lia“ und vor allem „Saxo­nia“, eine sta­bi­le Ver­sor­gung mit Brenn­stof­fen.

Durch das Ablö­sungs­ge­setz von 1850 stan­den auch genü­gend bil­li­ge Arbeits­kräf­te für die neue Fabrik zur Ver­fü­gung. Das galt auch weni­ge Jah­re spä­ter, 1872, bei der Grün­dung der Glas­hüt­te der Gebrü­der Hoff­mann; vor allem war das ansäs­si­ge Land- bzw. Halb­pro­le­ta­ri­at uner­fah­ren im Klas­sen­kampf.

Am 2. Dezem­ber 1869 erfolg­te der Kauf der „Lud­wigs­hüt­te“ und am 12. August 1870 erhielt Dudek mit detail­lier­ten Auf­la­gen der könig­li­chen Regie­rung in Lie­gnitz die Geneh­mi­gung zur Errich­tung der Zink­weiß­fa­brik.

1870 wur­de die Pro­duk­ti­on auf­ge­nom­men. Die Zink­roh­stof­fe bezog man aus Ober­schle­si­en. Sie muss­ten von Kamenz oder Sprem­berg mit Pfer­de­fuhr­wer­ken nach Berns­dorf trans­por­tiert wer­den, da bekannt­lich erst 1874 die Bahn­ver­bin­dung zustan­de kam.

Dudek hat­te zunächst mit gro­ßen Schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen. Da war die markt­be­herr­schen­de Kon­kur­renz vor allem aus Bel­gi­en. Obwohl das Berns­dor­fer Zink­weiß einen höhe­ren Weiß­grad und auch in ande­rer Bezie­hung eine bes­se­re Qua­li­tät auf­wies, stand die Kund­schaft dem neu­en Pro­dukt und sei­nem Pro­du­zen­ten mit Skep­sis gegen­über. Mit gro­ßer Mühe und mit Hil­fe des Ber­li­ner Bank­hau­ses Jac­ques konn­te der Kon­kurs ver­mie­den wer­den.

Über die anfäng­li­che tech­ni­sche Aus­rüs­tung ist wenig bekannt, da Dudek sich nicht in die Kar­ten sehen las­sen woll­te. Des­halb war in den Unter­la­gen nur das Aller­nö­tigs­te doku­men­tiert. In der ers­ten „Fabrik­ord­nung“ von 1886 wird der Geist die­ser Ein­stel­lung deut­lich.

Dort heißt es: „Ein Ver­rat von Ein­rich­tun­gen die­ser Fabrik ‚Lud­wigs­hüt­te’, wel­che der­sel­ben eigen­tüm­lich sind, durch Beam­te, Arbei­ter und Besu­cher der­sel­ben wird in jedem Fal­le als Ver­trau­ens­bruch, in Fäl­len eigen­nüt­zi­ger Preis­ga­be oder Anwen­dung auch als Dieb­stahl ver­folgt; auch wird Scha­den­er­satz bean­sprucht.

Uner­laub­tes Ein­drin­gen in die­se Fabrik wird als Haus­frie­dens­bruch geahn­det. Beam­te und Arbei­ter, die letz­te­res nicht nach Mög­lich­keit ver­hin­dern, wer­den mit 5 Mark jedes Mal bestraft.“ (Arbeits­ord­nung für die Arbei­ter der Lud­wigs­hüt­te zu Berns­dorf OL. vom 22.4.1892). Es soll­te sich ein „Arbei­ter­stamm“ ent­wi­ckeln, der ohne aus­ge­präg­tes Klas­sen­be­wusst­sein und Klas­sen­kampf­be­stre­bun­gen blieb und wil­li­ge Arbeits­kräf­te stell­te.

Dras­ti­sche Stra­fen bei gerings­ten Ver­säum­nis­sen, Ver­ge­hen oder unge­bühr­li­ches Beneh­men gegen Vor­ge­setz­te oder Mit­ar­bei­ter, bei Alko­hol­ge­nuss oder Strei­tig­kei­ten u.a. waren an der Tages­ord­nung. Die Ein­tra­gun­gen in der Stamm­rol­le des Betrie­bes sind Aus­druck von unglaub­li­cher Will­kür, sozia­ler Bru­ta­li­tät und Über­heb­lich­keit. Fer­ner zöger­te der Unter­neh­mer nicht, wenn er sich von poli­tisch täti­gen Arbei­tern tren­nen woll­te: Zahl­rei­che Bei­spie­le sind dafür bekannt. 1894 kün­dig­te man dem Schmied Adolf Syn­atsch­ke; Grund: „Sozi­al­de­mo­krat und faul“. 1906 wur­de Her­mann Rensch „wegen Auf­wie­ge­lung“ ent­las­sen. 1911 ver­lor der gleich­falls als Tage­löh­ner beschäf­tig­te Emil Mar­witz „wegen schlech­ten Glü­hen“ sei­nen Arbeits­platz. Der Kopier­stift­ver­merk in der Stamm­rol­le „Kas­sie­rer bei den Sozia­len“ offen­bart den Ent­las­sungs­grund. Arbeits­kräf­te stan­den in genü­gen­der Anzahl zur Ver­fü­gung und jeder wuss­te, dass gemaß­re­gel­te Arbei­ter außer­or­dent­li­che Schwie­rig­kei­ten hat­ten, einen neu­en Arbeits­platz zu fin­den. So wur­den alle Ver­su­che revo­lu­tio­nä­rer Bewe­gung im Kei­me erstickt. Unter­stüt­zung fand der Unter­neh­mer dadurch, dass spä­ter bereits die Väter Zink­hüt­ten­ar­bei­ter waren und sich damit eine gewis­se Fami­li­en­tra­di­ti­on, auf der Lud­wigs­hüt­te zu arbei­ten, her­aus­bil­de­te.

So hemm­te auch die­se Bin­dung die Ent­wick­lung eines pro­le­ta­ri­schen Klas­sen­be­wusst­seins und führ­te dazu, dass die „Lud­wigs­hüt­te“ der ein­zi­ge Betrieb der Umge­bung blieb, in dem nie­mals gestreikt wur­de. Nicht zuletzt ver­stand es Dudek aus­ge­zeich­net, durch gön­ner­haf­te Ges­ten sich Sym­pa­thien in der Bevöl­ke­rung zu erwer­ben. Prä­sen­te anläss­lich der Weih­nachts- und Betriebs­fes­te und Arbeits­ju­bi­lä­en waren wei­te­re Anläs­se, sich den Betref­fen­den „erkennt­lich zu zei­gen“. So umgab sich Dudek mit dem Nim­bus des patri­ar­cha­li­schen Unter­neh­mers. Er erreich­te u.a., dass eine Berns­dor­fer Stra­ße nach ihm benannt wur­de. Die heu­ti­ge Park­stra­ße hieß bis 1950 Max-Dudek-Stra­ße. Seit Febru­ar 1911 exis­tier­te auch eine Stif­tung der Gebrü­der Dudek in Höhe von 25.000 Mark. Von den Zin­sen soll­ten lang­jäh­ri­ge bedürf­ti­ge oder arbeits­in­va­li­de Zink­hüt­ten­ar­bei­ter Unter­stüt­zung erhal­ten. Zum fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­gen Dienst­ju­bi­lä­um erhielt jeder Werks­an­ge­hö­ri­ge eine Prä­mie von 100 Mark.

1892 über­gab Dudek die Lei­tung der „Lud­wigs­hüt­te“ an sei­ne Söh­ne Max, Her­mann und Hugo Dudek. Die Fir­ma nann­te sich jetzt „J. H. Dudek Söh­ne“. Die Dudeks waren außer­dem die Haupt­ak­tio­nä­re der „Akti­en­ge­sell­schaft für Glas­fa­bri­ka­ti­on, vor­mals Gebrü­der Hoff­mann.“ Max Dudek war von 1886 bis zur Ver­le­gung sei­nes Wohn­sit­zes von Berns­dorf nach Dres­den-Bla­se­witz im Jah­re 1911 Amts­vor­ste­her von Berns­dorf und Abge­ord­ne­ter des Kreis­ta­ges. Der 1900 gegrün­de­ten „Han­dels­kam­mer der preu­ßi­schen Ober­lau­sitz zu Gör­litz“ gehör­te er seit der Grün­dung an und war von 1905 bis 1920 ers­ter Stell­ver­tre­ter und von 1921 bis 1925 zwei­ter Stell­ver­tre­ter des Prä­si­den­ten.

Das alles kenn­zeich­net sei­ne Macht­stel­lung in der poli­tisch-wirt­schaft­li­chen Sze­ne. Der Mit­in­ha­ber der Fir­ma, Her­mann Dudek, starb 1910. Hugo Dudek nahm sei­nen Wohn­sitz in Teplitz (Tepli­ce in Böh­men) in der Nähe des neu­en Zwei­ges des Fir­men­im­pe­ri­ums bei Set­tenz. 1895 war in Set­tenz bei Teplitz eine neue Zink­weiß­fa­brik gegrün­det wor­den, die zunächst als Zweig­be­trieb „Gebrü­der Dudek“ fir­mier­te.

Die Pro­fi­te, die J. H. Dudek in der Berns­dor­fer Hüt­te gemacht hat­te, dien­ten jetzt dazu, einen Fami­li­en­kon­zern zu errich­ten. Schon 1897 konn­te dem neu­en Werk eine Braun­koh­len­gru­be ange­glie­dert wer­den. Als im Jah­re 1905 der Hüt­ten- und Elek­tro­in­ge­nieur Rudolf Krau­ße von der Zink­weiß­hüt­te Bir­ken­gang im Rhein­land als tech­ni­scher Direk­tor ein­ge­stellt wur­de, begann ein neu­er Abschnitt in der Geschich­te der Berns­dor­fer „Lud­wigs­hüt­te“.

Der Betrieb wur­de in kur­zer Zeit wesent­lich erwei­tert und umge­stal­tet. Bis­her waren je ein Zink­weiß­ofen und ein Zin­kofen betrie­ben wor­den. Nun ent­stand ein zwei­tes Ofen­haus und schließ­lich Ofen III. Der öffent­li­che Weg, der noch durch das Hüt­ten­ge­län­de geführt hat­te, wur­de ein­ge­zo­gen und die Eich­gar­ten­stra­ße in der heu­ti­gen Wege­füh­rung von der Dorf­aue zur Hoyers­wer­daer Stra­ße ver­legt.

In der Nacht vom 13. zum 14. April 1912 zer­stör­te ein Groß­feu­er die „Alte Hüt­te“ bis auf die Grund­mau­ern. Die neue „Hüt­te“, also der Kom­plex der unter Direk­tor Krau­ße errich­tet wor­den war, blieb vom Feu­er ver­schont. Ver­nich­tet wur­den auch ca. 150 Ton­nen Zink­weiß, das für den Export nach Russ­land bestimmt war. Den Scha­den in Höhe von 120.000 Mark zahl­te die Ver­si­che­rung. Bereits nach drei Mona­ten konn­te die Pro­duk­ti­on wie­der auf­ge­nom­men wer­den. Das Werk erhielt eine Ein­bin­dung an die schon von der Gru­be Saxo­nia 1884 gebau­te Koh­le­bahn nach Berns­dorf zum Bahn­hof Straß­gräb­chen. Die­ses Anschluss­gleis erhielt 1911 eine zwei­te Ein­bin­dung unter­halb des Hüt­ten­ge­län­des.

1911 errich­te­ten die Dudeks eine neue Zink­weiß­hüt­te in Set­tenz. Die­ser Fir­men­kom­plex wur­de in den zwan­zi­ger und drei­ßi­ger Jah­ren in gro­ßem Maße wei­ter aus­ge­baut. Zu dem Dudek-Impe­ri­um gehör­ten schließ­lich 13 Betrie­be in Deutsch­land und der Tsche­cho­slo­wa­kei in denen 10 ver­schie­de­ne Pro­duk­te her­ge­stellt wur­den.

Nach der Novem­ber­re­vo­lu­ti­on voll­zo­gen sich für die Zink­weiß­hüt­te auf den ver­schie­dens­ten Gebie­ten z.T. wesent­li­che Ver­än­de­run­gen und Pro­zes­se. Das begann damit, dass am 15. Novem­ber 1918 auch zwei Ver­tre­ter der Lud­wigs­hüt­te in den Berns­dor­fer Arbei­ter­rat gewählt wur­den:

Otto Gret­schel und Paul Kör­ner. Das wäre vor­her undenk­bar gewe­sen. Die Fami­lie Dudek — Besit­zer der Berns­dor­fer „Lud­wigs­hüt­te“ und der Zink­weiß­hüt­te in Set­tenz bei Teplitz in Nord­böh­men, besaß bis 1911 bzw. 1918 ohne Zwei­fel eine Macht­stel­lung im Ort und auch im Kreis. Max Dudek war von 1896 bis 1911 Amts- und Gemein­de­vor­ste­her, Mit­glied des Kreis­ta­ges und des Kreis­aus­schus­ses.

Bis zu sei­ner Über­sied­lung nach Dres­den-Bla­se­witz 1911 hat­te er auch den Vor­sitz im Krie­ger­ver­ein und im alten Turn­ver­ein von 1881, zwei bedeu­ten­de und ein­fluss­rei­che Ver­ei­ne in Berns­dorf.

Der am 10. März 1911 von der Regie­rung ernann­te neue Amts- und Gemein­de­vor­ste­her Hein­rich Popel­la war unter Max Dudek Sekre­tär der Gemein­de­ver­wal­tung und Ver­trau­ter Dudeks.

Älte­re Berns­dor­fer waren der Mei­nung, durch Max Dudek (Zink­weiß­hüt­te), Max Hoff­mann (Tafel­glas­hüt­te) und Ernst Uhl­ich (Eisen­werk) sei­en alle ent­schei­den­den Pro­ble­me des Ortes schon im Vor­feld ent­schie­den wor­den, ehe sie in den zustän­di­gen Gre­mi­en bera­ten wur­den.

Ver­tre­ter der Inter­es­sen der Fir­ma J. H. Dudek Söh­ne in der Gemein­de wur­de in der Wei­ma­rer Zeit der Direk­tor und tech­ni­sche Lei­ter der „Lud­wigs­hüt­te“ Rudolf Krau­ße, der 1919 und 1929 in die Gemein­de­ver­tre­tung gewählt wur­de. 1924 ver­fehl­te er einen Abge­ord­ne­ten­sitz, obwohl er auf der bür­ger­li­chen Kan­di­da­ten­lis­te stand. Er ver­trat mit dem Direk­tor der Akti­en­hüt­te Georg Steglich jetzt die Inter­es­sen der bei­den Fir­men „Lud­wigs­hüt­te“ und Akti­en­hüt­te.

Aber das war eben der Unter­schied zur Kai­ser­zeit, wo Dudek, Hoff­mann und Uhl­ich direk­ten Ein­fluss auf die Kom­mu­nal- und Kreis­po­li­tik neh­men konn­ten.

Die bei­den Wer­ke der Fir­ma „J. H. Dudek Söh­ne“ — die „Lud­wigs­hüt­te“ in Berns­dorf und die Zink­weiß­hüt­te in Set­tenz — erfuh­ren aus klei­nen Anfän­gen her­aus eine rasche Auf­wärts­ent­wick­lung.

Schon 1911 wur­de das Set­ten­zer Werk durch eine Zink­hüt­te erwei­tert. In der Zeit der Wei­ma­rer Repu­blik ver­la­ger­te sich der Schwer­punkt des Dudek­schen Unter­neh­mens mehr und mehr nach Böh­men. Set­tenz (1895 gegrün­det) war zunächst ein Zweig­be­trieb der Berns­dor­fer Hüt­te unter der Bezeich­nung „Gebrü­der Dudek“.

Zwei Jah­re spä­ter (1913) kam eine Braun­koh­len­gru­be hin­zu.

1927 erfolg­te die Ein­glie­de­rung der Gewerk­schaft Gabe Got­tes Zeche in Alten­dorf bei Römer­stadt mit ihrem Zink- und Blei­erz­vor­kom­men. Und ein Jahr spä­ter errich­te­te die Fir­ma in Set­tenz ein Zink­walz­werk. Ende des ers­ten Welt­krie­ges ent­stand 1918 die Tsche­cho­slo­wa­ki­sche Repu­blik. Aus poli­ti­schen Grün­den wur­de die Fir­ma in Set­tenz nach der Been­di­gung des Welt­krie­ges in eine Akti­en­ge­sell­schaft umge­wan­delt. Ein Mit­glied der Fir­ma „Gebrü­der Dudek“ soll aus die­sem Grun­de auch die tsche­chi­sche Staats­bür­ger­schaft ange­nom­men haben. Der Akti­en­be­sitz blieb aber voll­stän­dig bei der Fami­lie Dudek. Die­sem Wachs­tum des Dudek­schen Wirt­schafts­im­pe­ri­ums setz­te sich auch in den fol­gen­den Jah­ren fort. Obwohl es den selbst­ge­wähl­ten his­to­ri­schen Rah­men über­schrei­tet, soll kurz eine Zusam­men­stel­lung aus dem Jah­re 1941 den schließ­li­chen Umfang der Fir­men der Fami­lie Dudek doku­men­tie­ren:

1. Berns­dorf„Lud­wigs­hüt­te“: Zink­weiß­hüt­te, Zink­hüt­te
2. Set­tenzZink­far­ben­fa­brik
 Zink­hüt­te
 Zink­walz­werk
 Erz­auf­be­rei­tung
 Alu­mi­ni­um­sul­fat­hüt­te
 Erz­röst- und Sin­ter­an­la­ge Außig
 Braun­koh­len­berg­bau mit dem Jaros­law-Schacht Wid­obl und dem Hugo-Schacht Set­tenz mit Schwel­ko­ke­rei
 Blei- und Zink­erz-Gewerk­schaft Gabe Got­tes Zeche Karlsdorf/Sitz Außig mit dem Gabe Got­tes Schacht Neudorf/Altvater
 Zink­hüt­te Kut­ter­s­chitz G.m.b.H. mit der Zink­hüt­ten-Betriebs­ge­mein­schaft Werk Kut­ter­s­chitz und der Indus­trie­werk Kut­ter­s­chitz G.m.b.H.

Mit die­ser Auf­stel­lung wird sicht­bar, dass die „Lud­wigs­hüt­te“ Berns­dorf zwar die Keim­zel­le die­ses Groß­un­ter­neh­mens Dudek/Söhne, aber längst ein Betrieb unter meh­re­ren gewor­den war. Der Schwer­punkt hat­te sich nach Böh­men ver­la­gert. Die Pro­duk­ti­on des Fir­men­kom­ple­xes waren: Zink­weiß, Zink­oxid, Zink­staub, Zink in Bar­ren und als Halb­zeug, Schwel­koks, Teer und Braun­koh­le.

In die­ser Auf­stel­lung fehlt aller­dings ein wich­ti­ger Betrieb: Die „Akti­en­ge­sell­schaft für Glas­fa­bri­ka­ti­on vorm. Gebrü­der Hoff­mann, Bernsdorf/Oberlausitz“. Von dem Akti­en­ka­pi­tal zunächst in Höhe von 1.055.000 RM lag die Mehr­heit in den Hän­den der Fami­lie Dudek. In den zwan­zi­ger Jah­ren wur­de es mehr­fach erhöht. Max Dudek war ab 1925 Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­ra­tes.

Die Fami­lie Dudek soll auch an wei­te­ren grö­ße­ren Unter­neh­men betei­ligt gewe­sen sein, z.B. am größ­ten Braun­koh­len­un­ter­neh­men der Nie­der­lau­sitz und des Krei­ses Hoyers­wer­da in der Zeit der Wei­ma­rer Repu­blik, der Ilse Berg­bau AG. Deren Gene­ral­di­rek­tor Dr. Ing. eh. Gott­lob Schu­mann, der einen beträcht­li­chen Ein­fluss in Indus­trie- und Bank­krei­sen und auch in Poli­ti­ker­krei­sen besaß, war in den zwan­zi­ger Jah­ren bis zu sei­nem Tode 1929 Mit­glied des Auf­sichts­ra­tes der Berns­dor­fer Akti­en­hüt­te.

Mit der Fami­lie Schu­mann waren die Dudeks außer­dem durch Ver­wandt­schaft eng liiert. Ilse Dudek war mit dem Gehei­men Regie­rungs­rat Dr. jur. Her­bert Schu­mann ver­hei­ra­tet. Die Fami­li­en Hoff­mann, Dudek und Krau­ße waren nicht nur durch Unter­neh­mer­inter­es­sen mit­ein­an­der ver­bun­den, sie waren auch ver­wandt und ver­schwä­gert. Ade­le Dudek, die Frau von Max Dudek war eine gebo­re­ne Krau­ße und die Frau Max Hoff­manns (Tafel­glas­hüt­te) war eben­falls eine gebo­re­ne Krau­ße. Der zwei­te Sohn von Max Hoff­mann, Wal­ter Hoff­mann, war mit Hil­de Hoff­mann, gebo­re­ne Wei­land ver­hei­ra­tet. Max Hoff­mann war bis zu sei­nem Tode 1925 Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­ra­tes der Akti­en­ge­sell­schaft für Glas­fa­bri­ka­ti­on vorm. Gebrü­der Hoff­mann. Es gab also weit­rei­chen­de Ver­bin­dun­gen und Bezie­hun­gen zur Ilse Berg­bau AG, beson­ders zur Gru­ben­di­rek­ti­on der Gru­be Eri­ka, deren Direk­tor Gus­tav Wei­land war.

Wei­land war Abge­ord­ne­ter des Kreis­ta­ges Hoyers­wer­da und des Kreis­aus­schus­ses und enger Ver­trau­ter des Land­ra­tes Dr. Lenoir.

Hei­rats­po­li­tik war eben auch Poli­tik — Macht­po­li­tik.

Aus die­sen Bei­spie­len wird die in Jahr­zehn­ten gewach­se­ne wirt­schaft­li­che Macht und der Ein­fluss der Dudeks deut­lich, die sich von der loka­len Ebe­ne in den ers­ten Jahr­zehn­ten dann in den Jah­ren der Wei­ma­rer Repu­blik und im „Drit­ten Reich“ auf einer höhe­ren Ebe­ne fort­setz­te. Des­halb wur­de auch mit Bedacht Dres­den zum Haupt­sitz der Fir­ma gemacht.

Die Wer­ke in Berns­dorf und Set­tenz waren Zweig­nie­der­las­sun­gen, geführt von Mit­glie­dern der Fami­lie Dudek.

In der Wei­ma­rer Repu­blik gab es zur Regu­lie­rung des deut­schen Zink­weiß­mark­tes die „Ver­ei­ni­gung Deut­scher Zink­weiß­fa­bri­ken“ (V.D.Z.) mit Sitz in Ober­hau­sen im Rhein­land. Die­ses Kar­tell hat­te die Auf­ga­be Absatz, Preis­ge­stal­tung, Pro­duk­ti­ons­men­ge, Kre­dit­ver­ga­be und Markt­an­tei­le zu bestim­men. Dabei ging es nicht nur um den natio­na­len Markt, son­dern auch um die euro­päi­schen Märk­te und die in Über­see. Ihm gehör­ten ein­mal die alten Unter­neh­men an, die am Rhein ange­sie­delt waren und bis­her den Markt beherrsch­ten. Dazu kam jetzt auch die Fir­ma J. H. Dudek Söh­ne, eine Ham­bur­ger Fir­ma und eine aus Ohl­au in Schle­si­en.

Dudek als einer der damals schon bedeu­tends­ten Zink­weiß­pro­du­zen­ten Deutsch­lands trat die­ser Ver­ei­ni­gung bei, weil der Kon­kur­renz­kampf gegen das Kar­tell wenig Aus­sicht auf Erfolg hat­te.

In Dres­den, also am Haupt­sitz der Fir­ma Dudek, wur­de eine der bei­den Ver­kaufs­stel­len der V.D.Z. ange­sie­delt und durch Dudek besetzt. In die­ser Ent­schei­dung über den Stand­ort Dres­den drückt sich die Stel­lung und der Ein­fluss des Dudek­schen Unter­neh­mens mit den Nie­der­las­sun­gen in Berns­dorf und Set­tenz im Kar­tell aus.

Der V.D.Z. gehör­ten an:

1. Akti­en­ge­sell­schaft für Zink­in­dus­trie vorm. Wilh. Gril­lo, Ham­born am Rhein
2. Berg­mann & Simons, Köln-Mühl­heim am Rhein
3. Lind­gens & Söh­ne, Köln-Mühl­heim am Rhein
4. J .H. Dudek Söh­ne, Dres­den-Bla­se­witz
5. C. T. Löbb­ecke & Co, Ohl­au in Schle­si­en
6. Gebrü­der Rho­di­us, Burgb­rohl, Bez. Koblenz
7. Zink­hüt­te Ham­burg AG, Ham­burg-Bill­brook

Die­se Unter­neh­men hat­ten in vie­len Län­dern Euro­pas ihre Ver­tre­ter.

1925 belie­fer­te die Fir­ma J. H. Dudek Söh­ne Kun­den in 13 euro­päi­schen Län­dern und in New York.

Haupt­ab­neh­mer des Berns­dor­fer Unter­neh­mens waren vor allem die skan­di­na­vi­schen Län­der. In Finn­land war es Markt­füh­rer.

Im Zeit­raum von 1925 bis zum Juni 1926 expor­tier­ten z.B. Unter­neh­men der V.D.Z. ihre Pro­duk­te in fol­gen­der Höhe:

1.Löbb­eckefür5.104.000 RM
2.Gril­lofür4.115.755 RM
3.Dudekfür2.565.183 RM
4.Berg­mannfür1.496.900 RM
5.Lind­gensfür850.722 RM
6.Rho­di­usfür484.230 RM

Die Fir­ma J. H. Dudek Söh­ne, Dres­den-Bla­se­witz, belie­fer­te in die­sem Zeit­raum 153 Aus­lands­kun­den, die 5.000 kg und mehr bezo­gen haben.

Im Inland ver­füg­te die J. H. Dudek Söh­ne über ein Netz von 16 Kun­den­be­zir­ken mit 767 Abneh­mern. Die Kun­den der Zweig­nie­der­las­sung Set­tenz in Böh­men sind hier nicht erfasst. Dazu kom­men noch 35 Fir­men mit Direkt­be­zug aus der Lud­wigs­hüt­te.

Die 10 bes­ten Ver­tre­ter­be­zir­ke waren Leip­zig mit 173, Dres­den mit 109, Würz­burg mit 87, Ber­lin mit 51, Bres­lau mit 50, Nürn­berg mit 46, Mün­chen mit 45, Erfurt mit 44, Stutt­gart mit 37 und Cas­sel (Kas­sel) mit 34 Kun­den. Schluss­licht war Lübeck mit einem Abneh­mer.

Zu den 35 Fir­men, die ihre Pro­duk­te direkt aus Berns­dorf vom Werk bezo­gen, gehör­ten z.B. Sche­ring, Sie­mens & Hals­ke, das Kabel­werk Ober­spree und die Reichs­dru­cke­rei in Ber­lin, Con­ti­nen­tal Han­no­ver, aus Jena das Glas­werk Schott und Genos­sen.

Aus unse­rer Hei­mat wären zu nen­nen die „Osram GmbH“ und die „Ver­ei­nig­ten Lau­sit­zer Glas­wer­ke AG“ in Weiß­was­ser, die „Chris­toph und Unmack“ Akti­en­ge­sell­schaft in Nies­ky, die „Nie­der­lau­sit­zer Glas­wer­ke Anto­ni­nen­hüt­te“ Groß­räschen, die „Hai­de­müh­ler Glas­hüt­ten­wer­ke“, die „Ger­ma­nia“ und die „Bis­mark­hüt­te“ in Wel­zow und im Kreis Hoyers­wer­da die „Ers­te Hohen­bockaer Glas­fa­brik“. Im Dres­de­ner Raum zähl­ten dazu die Glas­fa­bri­ken in Rade­berg und Brock­witz.

Haupt­ab­neh­mer der Berns­dor­fer Mar­ken­pro­duk­te, wie z.B. „Rot­sie­gel“ oder „Schnee­weiß“ waren in Deutsch­land wie auch im Aus­land vor allem Lacke- und Far­ben­fa­bri­ken, dann Glas­wer­ke, Blei­che­rei­en und Fär­be­rei­en, Kabel­wer­ke, Gum­mi- und Asbest­fir­men, Cel­lu­loid­fa­bri­ken, Email­lier­wer­ke, Sei­fen­fa­bri­ken und auch Dru­cke­rei­en.

Die bei­den Ver­kaufstel­len der V.D.Z. befan­den sich in Ober­hau­sen und in Dres­den-Bla­se­witz.

Aus einer Mel­dung der Zweig­fir­ma der Gebrü­der Dudek AG in Set­tenz an die Zen­tra­le in Ober­hau­sen geht her­vor, dass sie „Aus­wär­ti­ge Lager“ in fol­gen­den Städ­ten hat­ten: Mai­land, Tri­est, Wien, Linz, Graz, Inns­bruck, Buda­pest, Czer­no­witz, Bra­sow (Kron­stadt) und Brai­la.

Die Absatz­märk­te waren also Ita­li­en, Oster­reich, Ungarn und Rumä­ni­en. Das unter­streicht die beherr­schen­de Stel­lung der Fir­ma Dudek im Kar­tell.

Anfang 1932 wur­de in der V.D.Z. ruch­bar, dass die Zweig­fir­ma der Dudeks in Set­tenz „enorm hohe Lager­be­stän­de“ im Aus­land unter­hal­te, was nicht den Fest­le­gun­gen des Kar­tells ent­sprach. In einem Schrei­ben des Vor­sit­zen­den der VHZ vom 26. Febru­ar 1932 heißt es: „Es fällt uns auf, daß bei der ver­hält­nis­mä­ßig gerin­gen Absatz­men­ge der Fir­ma Dudek unge­wöhn­lich hohe Lager­be­stän­de unter­hal­ten wer­den. Die­sel­ben machen mit den aus­ge­wie­se­nen 162,5 Ton­nen in etwa ein Vier­tel der uns ins­ge­samt auf­ge­ge­be­nen Absatz­men­ge von 623 Ton­nen aus. Bekannt­lich haben seit­he­ri­ge V.D.Z.-Werke Lager in einem der­ar­ti­gen Aus­ma­ße bei wei­tem nicht unter­hal­ten…“.

In einem Ant­wort­schrei­ben aus Dres­den-Bla­se­witz vom 3. Febru­ar 1932 nach Ober­hau­sen begrün­de­te die Zweig­fir­ma in Set­tenz die extrem hohen Lager­be­stän­de wie folgt: „Anfang vori­gen Jah­res begann der Zoll­krieg C.S.R. — Ungarn. Schnell leg­ten wir vor­her noch eini­ge Wag­gons auf Lager.

Mit­te vori­gen Jah­res droh­te die Zoll­ein­füh­rung auf Zink­weiß in Öster­reich. Schnell leg­ten wir vor­her unse­re gesam­ten vor­ver­kauf­ten Abschlüs­se nach Öster­reich, und auch ope­ra­tiv noch etwas mehr nach Schät­zung des­sen, was wir noch zu ver­kau­fen glaub­ten. Durch bei­de Tat­sa­chen hat­ten wir nach­her in Ungarn eini­ge Lager­be­stän­de und in Öster­reich sehr hohe Lager­be­stän­de. Unmit­tel­bar nach der Zoll­ein­füh­rung in Öster­reich, etwa 1 Monat spä­ter, setz­ten plötz­lich die ganz enor­men Devi­sen­schwie­rig­kei­ten ein, und wir muß­ten selbst­re­dend unse­re Ver­käu­fe brem­sen, weil die Kun­den nicht bezah­len kön­nen. Dar­aus erklärt es sich, daß wir am Jah­res­en­de mit erheb­li­chen Lager­be­stän­den sowohl in Öster­reich wie teil­wei­se in Ungarn daste­hen. Dem gegen­über ste­hen aber fast in glei­cher Höhe erheb­li­che Schluß­rest­men­gen. Nun haben wir in der letz­ten Gene­ral­ver­samm­lung doch dar­auf hin­ge­wie­sen… ob die V.D.Z. die gesam­ten Risi­ken sowohl hin­sicht­lich der Wäh­rung, wie hin­sicht­lich der Tat­sa­che, daß damit alle ein­ge­hen­den Gel­der in Öster­reich und Ungarn ein­ge­fro­ren sind, zu über­neh­men bereit ist..?“

Die V.D.Z. lehn­te das ab und ver­lang­te, dass die aus­wär­ti­gen Lager auf­ge­ge­ben wer­den soll­ten. Wie die­se Sache aus­ging, geht aus dem Schrift­ver­kehr nicht her­vor.

Wie aus die­ser Affä­re und der Mel­dung aus Set­tenz ersicht­lich, war das Absatz­ge­biet der Fir­men­nie­der­las­sung Set­tenz neben Öster­reich und Ita­li­en vor allem der Bal­kan mit Ungarn, Jugo­sla­wi­en, Bul­ga­ri­en und Rumä­ni­en. Eigen­ar­tig an der gan­zen Sache mit den „enorm hohen Lager­be­stän­den“ der Fir­ma in bei­den genann­ten Län­dern ist, dass z.B. die Fir­ma C. T. Löbb­ecke & Co Ohl­au eben­falls in Öster­reich (Wien) und Ungarn (Buda­pest) Zink­weiß ein­ge­la­gert hat­te, aber nicht solch rie­si­ge Men­gen wie die Fir­ma aus Set­tenz, son­dern nur klei­ne Lager­be­stän­de unter­hielt und auch nichts über Schwie­rig­kei­ten bei der Zoll­ein­füh­rung in Öster­reich und dem Zoll­krieg der C.S.R. — Ungarn berich­te­te.

Wozu der Kon­kur­renz­kampf im Kar­tell führ­te, das kann man auch der Fest­schrift „1 00 Jah­re Berns­dor­fer Zink­weiß“ ent­neh­men.

So ver­schwieg Dudek „z.B. bewußt, daß der Ofen II als dop­pel­sei­ti­ger Ofen gebaut war. Bei Betriebs­be­su­chen der V.D.Z. wur­de streng dar­auf geach­tet, daß der Ofen II nicht besich­tigt wur­de. Damit ver­hin­der­te Dudek, daß sich Außen­ste­hen­de ein rea­les Bild der Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät ver­schaf­fen konn­te.“ („100 Jah­re Berns­dor­fer Zink­weiss“, 1970, 5—22).

Das Mar­ken­zei­chen der Fir­ma J. H. Dudek Söh­ne, die soge­nann­te „Vogel­mar­ke“, die einen Wie­de­hopf zeigt, hat sei­nen Ursprung in der deut­schen Deu­tung des Namens Dudek, der aus dem Sla­wi­schen kommt.

Die­ses Mar­ken­zei­chen wur­de welt­be­kannt für aus­ge­zeich­ne­te Qua­li­tät. Die Pro­duk­ti­on konn­te durch ver­schie­de­ne Ver­bes­se­run­gen im Werk, an denen die Arbei­ter und Ange­stell­ten ihren Anteil hat­ten, im Lau­fe der Zeit bedeu­tend gestei­gert wer­den.

Die „Lud­wigs­hüt­te“ ent­wi­ckel­te sich schließ­lich zum bedeu­tends­ten Zink­weiß­pro­du­zen­ten Deutsch­lands und Öster­reichs.

Die füh­ren­de Rol­le der Fir­ma Dudek in der Zink­weiß­pro­duk­ti­on in Deutsch­land wird auch dadurch doku­men­tiert, dass Max Dudek letzt­lich Vor­sit­zen­der der Ver­ei­ni­gung der deut­schen Zink­weiß­fa­bri­kan­ten wur­de und eine gewich­ti­ge Stim­me in die­ser Ver­ei­ni­gung besaß.

In Berns­dorf besaß Max Dudek auch nach sei­ner Umsied­lung nach Dres­den-Bla­se­witz bei vie­len Berns­dor­fern den Nim­bus eines sozi­al han­deln­den Unter­neh­mers.

In sei­nem Betrieb gab es Bau­dar­lehn. Lang­jäh­ri­ge Betriebs­an­ge­hö­ri­ge erhiel­ten zu bestimm­ter~ Anläs­sen als Aus­zeich­nung eine gol­de­ne Uhr oder Geld. Bei Hoch­zei­ten und auch bei Sil­ber- und gol­de­nen Hoch­zei­ten erhiel­ten die betref­fen­den Arbei­ter und Ange­stell­ten Geschen­ke und ein bestimm­ter klei­ner Kreis auch Weih­nachts­gra­ti­fi­ka­tio­nen. Zu beson­de­ren Anläs­sen in der Gemein­de oder bei Ver­eins­ju­bi­lä­en gab es Stif­tun­gen (Max-Dudek-Stif­tung) oder beson­de­re Zuwen­dun­gen in Form von Geld oder Sach­wer­ten, z.B. für den Sport, für die Kir­che, für den Krie­ger- und den Turn­ver­ein 1881, und den Män­ner­ge­sangs­ver­ein oder die Orts­feu­er­wehr. Eine Stra­ße wur­de nach dem schei­den­den Gemein­de­vor­ste­her benannt.

Als Vor­sit­zen­der sol­cher Ver­ei­ne wie dem Krie­ger­ver­ein oder dem alten Turn­ver­ein von 1881 beein­fluss­te Max Dudek das Ver­eins­kli­ma und damit auch das poli­ti­sche Kli­ma.

Das blieb auch so nach sei­ner Über­sied­lung nach Dres­den. Eini­ge Ver­ei­ne ernann­ten ihn zum Ehren­vor­sit­zen­den, so der Krie­ger- und der Turn­ver­ein. Zu beson­de­ren Ver­eins­fes­ten oder Jubi­lä­en war er auch in der Zeit der Wei­ma­rer Repu­blik ein gesuch­ter Gast und Red­ner.

In der „Lud­wigs­hüt­te“ wur­de auch in der Wei­ma­rer Zeit kei­ne akti­ven Sozi­al­de­mo­kra­ten und schon gar nicht Kom­mu­nis­ten gedul­det.

Wur­de einer aktiv und ver­such­te die Arbei­ter für die Sozi­al­de­mo­kra­tie oder für die Gewerk­schafts­ar­beit zu gewin­nen, wie das z.B. der Schmied Otto Kot­scha­de tat, ent­ließ man ihn unter einem Vor­wand („Arbeits­ein­schrän­kung“).

Nach durch­aus glaub­haf­ten Aus­sa­gen von ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­gen der Zink­weiß­hüt­te soll es durch­schnitt­lich zwi­schen drei bis acht in der SPD orga­ni­sier­te Mit­glie­der gege­ben haben, die aber kaum aktiv in Erschei­nung tra­ten.

Zwi­schen 1918 und 1932 hat es in der „Lud­wigs­hüt­te“ nicht einen Streik gege­ben, wäh­rend die Glas­ma­cher der Akti­en­hüt­te sehr oft für höhe­re Löh­ne, bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen oder Arbeits­zei­ten streik­ten und Soli­da­ri­tät zeig­ten und übten.

Das har­te Regime, das der Grün­der der Hüt­te, Josef Her­mann Dudek ein­ge­führt hat­te, war in der Arbeits­ord­nung für Arbei­ter vom 22. 4. 1892 fixiert wor­den. Davon konn­ten die Arbei­ter ein Lied sin­gen. Dort herrsch­te der Grund­satz: „Im Betrieb bestim­me ich und sonst kein Ande­rer!“ Das ist von Karl Wim­mer in sei­nen Lebens­er­in­ne­run­gen anschau­lich geschil­dert wor­den.

Unter Max Dudek gab es ein fle­xi­ble­res Sys­tem der sozia­len und poli­ti­schen Beein­flus­sun­gen der Betriebs­an­ge­hö­ri­gen. Er galt bei vie­len sei­ner Arbei­ter und Ange­stell­ten als sozi­al­den­ken­der und han­deln­der Chef, der für sei­ne Leu­te etwas übrig hat­te.

Ein Rechts­schutz exis­tier­te aber für Arbei­ter und Ange­stell­te nicht.

Als im Janu­ar 1932 die Fir­men­lei­tung die Absicht hat­te, die gesam­te Beleg­schaft zu ent­las­sen, muss­ten die ört­li­chen Orga­ne (Gemein­de­vor­ste­her, Gemein­de­ver­tre­tung) und das Land­rats­amt ein­grei­fen, um die sozia­le Kata­stro­phe zu ver­hin­dern. Nur auf Grund die­ser Pro­tes­te blieb ein Teil der Arbeits­plät­ze erhal­ten.

Für die kör­per­lich schwe­re Arbeit, vor allen Din­gen an den Öfen, war der Ver­dienst nicht berau­schend. Eini­ge Bei­spie­le: Ein Ofen­mann ver­dien­te in der M‑Schicht im Akkord 1924: 6,10 bis 9,15 Mark, ein Tage­löh­ner pro Stun­de 50 – 60 und Tage­löh­ne­rin­nen nur 32,5 Pfen­ni­ge. Von die­sem Lohn gin­gen aber noch ab die Bei­trä­ge für die Betrie­bes­kran­ken­kas­se, Steu­ern, evt. vom Betrieb ver­häng­te Stra­fen und Scha­den­er­satz­for­de­run­gen und in vie­len Fäl­len die Mie­te für fir­men­ei­ge­ne Woh­nun­gen und die Gel­der für die Pacht von werks­ei­ge­nen Fel­dern oder Wie­sen, da man­che Arbei­ter der Lud­wigs­hüt­te noch eine klei­ne Land­wirt­schaft betrie­ben.

Und des­halb gab es auch eine stän­di­ge Fluk­tua­ti­on von Arbeits­kräf­ten, wie auch die Stamm­rol­len und Lohn­lis­ten bestä­ti­gen, z.B. nach dem Lau­ta­werk oder in ande­re Betrie­be oder Indus­trie­zwei­ge, wie die Braun­koh­le.

Durch eine gewis­se „Arbei­ter­aris­to­kra­tie“ die sich im Lau­fe der Jahr­zehn­te gebil­det hat­te blieb aber stets eine Stamm­mann­schaft erhal­ten. Nach 1926 konn­ten feh­len­de Arbeits­kräf­te durch Aus­tausch mit der Akti­en­hüt­te ersetzt wer­den.

Etwa 70% der Zink­hüt­ten­ar­bei­ter waren zwar im Fabrik­ar­bei­ter­ver­band orga­ni­siert, der auch dem Orts­kar­tell der Frei­en Gewerk­schaf­ten ange­hör­te, aber gemein­sa­me Aktio­nen mit den Arbei­tern ande­rer Berns­dor­fer Betrie­be hat es nicht gege­ben. Ledig­lich wäh­rend des Kapp-Put­sches betei­lig­ten sich die Arbei­ter der „Lud­wigs­hüt­te“ am Gene­ral­streik.

Zahl der Arbeits­kräf­te in der Zeit der Wei­ma­rer Repu­blik

1913:94 1927:105
1919:72 1930:66 (Welt­wirt­schafts­kri­se)
1921:66 1933:73, 97 und 112
1924:84   

Im Durch­schnitt beschäf­tig­te die Lud­wigs­hüt­te etwa 80 Arbeits­kräf­te.

Die Arbei­ter­stamm­rol­le von 1922 gibt die Mög­lich­keit, die Hei­mat­or­te der ins­ge­samt 170 Arbei­ter, die hier erfaßt waren, zu benen­nen.

Von den Beschäf­tig­ten kamen aus Berns­dorf 158, aus Grün­berg und Straß­gräb­chen sie­ben (zwei/fünf), aus Groß­gra­be zwei, aus Neu­wied­nitz, Kamenz und Hohen­bo­cka je einer.

Man kann also wohl sagen, dass es in die­sem Jahr eine star­ke Fluk­tua­ti­on gab. Die­se kann man auch für ande­re Jah­re fest­stel­len.

Wie für die Akti­en­hüt­te und das Eisen­werk ging die Welt­wirt­schafts­kri­se auch an der Zink­weiß­hüt­te nicht spur­los vor­bei. Wegen Absatz­man­gel muss­te z.B. Anfang März 1932 auch hier die Pro­duk­ti­on für Wochen still­ge­legt wer­den. Von der Gesamt­be­leg­schaft wur­den 65 in die Arbeits­lo­sig­keit geschickt. Die Ent­las­sung der klei­nen Rest­be­leg­schaft konn­te infol­ge neu­er Auf­trä­ge hin­aus­ge­scho­ben wer­den. Anfang Novem­ber wie­der­hol­te sich die Situa­ti­on. Am 1. Novem­ber ent­ließ die Fir­ma wie­der­um 63 Arbei­ter. Danach sta­bi­li­sier­te sich all­mäh­lich die Lage.

Im Zusam­men­hang mit den Ursa­chen der Infla­ti­on hat­ten wir unter den Fol­ge­kos­ten des~ Krie­ges auch die Zah­lung von Repa­ra­tio­nen auf­ge­führt. Den wenigs­ten Berns­dor­fern ist sicher bekannt, dass hie­si­ge Betrie­be an Repa­ra­ti­ons­leis­tun­gen betei­ligt waren.

Von der Zink­weiß­hüt­te wis­sen wir das ganz ein­deu­tig. Hier­für lie­gen noch Unter­la­gen für Repa­ra­ti­ons­lie­fe­run­gen für die Zeit vom 16. Janu­ar bis zum 30. April 1928 vor. Die Lie­fe­run­gen gin­gen nach Frank­reich. Ihre Ver­rech­nung erfolg­te über das Reichs­kom­mis­sa­ri­at für Repa­ra­ti­ons­lie­fe­run­gen in Ber­lin W 9, Pots­da­mer Stra­ße 10/11.

Die Fir­men­lei­tung der J. H. Dudek Söh­ne in Dres­den-Bla­se­witz, Reger­stra­ße 2, über­sand­te die von den fran­zö­si­schen Zoll­äm­tern in Paris (Quai de Sei­ne), Nan­tes und Rouen bestä­tig­ten Repa­ra­ti­ons­gut­schei­ne an das Reichs­kom­mis­sa­ri­at in Ber­lin und bat um Über­wei­sung des Gegen­wer­tes der Lie­fe­run­gen in Reichs­mark auf ihr Post­scheck­kon­to.

Der Wert der Lie­fe­run­gen an fran­zö­si­sche Fir­men sind in F.Fr. ange­ge­ben. Das Reichs­kom­mis­sa­ri­at wies dann der Dudek­schen Fir­ma den Wert in Reichs­mark an.

Für die Zeit vom 14. Janu­ar bis zum 3. April 1928 erhielt die Fir­ma für 10 Lie­fe­run­gen 10.186 Reichs­mark.

aus: Meu­sel, G. (2000): Geschich­te der Stadt Berns­dorf – Von den Anfän­gen bis zum Endes des ers­ten Welt­krie­ges I. – 310 S.; Berns­dorf (Eigen­ver­lag Stadt Berns­dorf).

Chris­ti­an Wol­kers­dor­fer 26. April 2007